Heute um 17:00 Uhr startete die Radtour „Wer bin ich“ im 7.Jahr durch die Friedrichstadt. Für alle die nicht mitfahren können veröffentlichen wir hier die Stationen.
Start 17:00 Bahnhof Mitte
Der 1897 als Haltestelle Wettiner Straße eröffnete Bahnhof ist zwar keine Erfindung, aber er war und ist eines der markantesten Gebäude im Stadtteil. Seit seiner Zerstörung bei Luftangriffen 1945 auf die Stadt fristet er ein eher tristes Dasein. Die Deutsche Bahn plant schon längere Zeit einen Umbau und damit eine Aufwertung des Bahnhofs, wann sie aber damit beginnen ist unbekannt.

Station 1
Die berühmte Worcester-Sauce (Dresdner Art)kennen fast alle. Unbekannt dagegen ist, dass sie der Gemüsekonservenfabrikant Gustav Karl Schmieder erfunden hat. Die Gemüsekonservenfabrik hatte ihren Firmensitz in der Seminarstr.10/12. Hier wurde die Sauce auch hergestellt. Aus älteren Berichten geht hervor, dass der würzige Geruch von der Sauceproduktion die gesamte Umgebung der Seminarstraße durchströmte.

Station 2
In der Pianofabrik Kaps an der Seminarstraße 20 bis 22 wurden die von Ernst Kaps erfundenen Stutzflügel gebaut. Kaps erlangte aber auch Berühmtheit durch die Adaption der Steinwayschen Repetitionsmechanik. Instrumente aus der Fabrik wurden von vielen berühmten Musikern (Liszt, Bülow) seiner Zeit gespielt und erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit.

Station 3
Hier wird gewackert, denn auf der Weißeritzstraße 16 begannt der Siegeszug der elektrischen Rüttelplatte. Hermann Wacker revolutioniert damit eine ganze Branche. Durch seine Erfindung des weltweit ersten „Elektrostampfers“ legt er einerseits den Grundstein für eine neue Art der Bodenverdichtung und anderenseits die Basis für sein Unternehmen.

Station 4

Auf geht es nun zur Wölfnitzstraße 11. Im Hinterhaus des Grundstückes begann eine einzigartige Karriere. Karl August Ferdinand Lingner und der Techniker Georg Wilhelm Kraft (Lingner & Kraft) stellten hier unter anderem Rückenkratzer, Stahllineale, den Stiefelknecht “Famos” und Federreiniger her. Vier jahre später verläßt Kraft die Firma und Lingners Freund der Chemiker Richard Seifert, bietet Lingner ein Geschäft an. Es geht um ein Antiseptikum das er zwischen 1891 und 1892 entwickelt hat und Lingner soll es nun vermarkten. Damit öffnete er Lingner den Zugang zu den maßgebenden Arbeiten der modernen Bakteriologie.
Karl August Ferdinand Lingner ist also nicht der Erfinder von Odol, aber er ist sein genialer Vermarkter.
1885 bis 1888 arbeitete Lingner als “Korrespondent” in der Nähmaschinenfabrik Seidel & Naumann, doch zu dieser Fabrik später mehr.
Station 5
Eine echte Erleichterung der schweren Arbeit in den Fabriken, in der Zeit der Weltwirtschaftskrise erfand Oskar Krieger den hydraulischen Hubwagen. Die Oskar Krieger GmbH an der Cottaer Straße 17-21 ist die Geburtsstätte des Hubwagens.

Station 6
Im Jahr 1883 erwarb Karl Robert Bruno Naumann ein Baugelände außerhalb der eng bebauten Innenstadt und errichtete eine große Fabrik an der Hamburger Straße. Hier begann Naumann 1892 die Massenproduktion von Fahrrädern der Marke „Germania“. Es wurden aber auch Nähmaschinen, Geschwindigkeitsmesser für Lokomotiven und ab 1887 Musikautomaten hergestellt.
Weltweiten Ruhm jedoch erlangten die die Büroschreibmaschinen der Marke „Ideal“. Speziell nach den Wünschen der Kunden wurde diese mit Tabulatoren und unterschiedlichen Tastaturen gebaut.

Heute ist die Firma vorallem durch die 1910 erstmals produzierte leicht transportable Reiseschreibmaschine Erika Nummer 1 bekannt. Namensgeberin war Naumanns einzige Enkeltochter Hermine Marie Erika Naumann (1907–2000)
Eine weniger rühmliche Rolle spielte Seidel&Naumann im zweiten Weltkrieg. Die Herstellung kriegswichtiger Geräte wurde vor allem durch den Einsatz von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern gesichtert.
Station 7
Das Leid der Schülerinnen und Schüler in den Schulhäusern im Sommer brachte Karl Wilhelm Clauß auf eine bahnbrechende Idee. Er legte (wahrscheinlich) 1862 eine Temperatur fest, bei der nicht mehr gelernt werden kann. Er stellt fest, dass Mensch mittags um 12 bei 31 Grad Celsius nicht mehr lernen kann und legt genau da die Grenze für Hitzefrei fest. Damit gilt Karl Wilhelm Clauß als Erfinder des Hitzefrei, alle Schülerinnen und Schüler sind ihm immer noch dankbar. Clauß ist auf dem inneren Matthäusfriedhof an der Friedrichstraße begraben.

Station 8
Eine leicht zuübersehende Tafel ist an einer Mauer an der Friedrichstraße 46 angebracht. In diesem Haus wohnte Johann Andreas Schubert. Schubert ist der Schöpfer der Göltzschtalbrücke. Im Jahr 1837 wurde in Maschinenbauanstalt Übigau, der Dampfer Königin Maria fertiggestellt, es war das erste Dampfschiff auf der Oberelbe. Im folgenden ein Jahr später folgte der Dampfer Prinz Albert. Beide Dampfschiffe waren Konstruktionen Schuberts.
Bei der Eröffnung der ersten deutschen Fern-Eisenbahnstrecke zwischen Leipzig und Dresden am 8. April 1839 fuhr Schubert mit der von ihm 1837–1839 konstruierten, ersten funktionstüchtigen in Deutschland entwickelten und gebauten Dampflokomotive „Saxonia“ hinter dem offiziellen Zug her.

Abschluss
Zum Abschluss gibt es traditionell für alle Teilnehmenden die Möglichkeit mit den Organisatorinnen und Organisatoren der Radtour in Gespräch zukommen. Dazu bietet sich eine Einkehr in die RösslStube auf der Friedrichstraße (Hausnummer 37) gerade zu an.

Die Tour entsteht in Kooperation der ESF Plus Projekte „Intergation macht Mobil“ und Stadtteiltreff „Eckladen“ Friedrichstadt.

In diesem Jahr mit der besonderen Unterstützung der IG historische Friedrichstadt.
