Feierabendregen

Montag 17:30 Uhr, in der Hoffnung auf Lücken im Feierabendregen steige ich aufs Fahrrad und ab gehts in Richtung heimatlicher Wohnung. Meine Hoffnung auf eine ausreichend lange Regenpause wird aber nicht erfüllt.

Vorbei an den leeren Sportstätten des Ostrageheges wird der Feierabendregen stärker und meine schlechte Laune auch. Die Tropfen werden dichter, größer und ich ärgere mich, dass ich keine Regensachen dabei habe.

Aber in Sichtweite ist ja die Marienbrücke, da kann ich mich unterstellen und in aller Ruhe abwarten.

Reden im Feierabendregen

Aus der Gegenrichtung kommt ein jugendlicher Mann angefahren und ist ebenfalls auf der Suche nach einem trockenen Plätzchen. Radler im Vollschutz lächeln mitleidig zu, selber schuld scheinen sie zu denken.

Neben mir stehend grummelt er vor sich hin und versucht eine Zigarette zu drehen. Mit nassen Fingern will es nicht so recht gelingen, zumal Wassertropfen von seiner Kappe zusätzliche Behinderungen liefern.

Der Wind weht ihm so manches Blättchen aus der Hand auf den nassen Boden. Er flucht und sagt plötzlich und das sind nun die Ferien.

Wo er denn hin wolle frage ich ihn und er berichtet, dass er zum Training will. Fussball irgendwo hinter der Flutrinne. Eigentlich wollte er ja Campingurlaub mit Kumpels machen, nun bleibt er aber doch Zuhause und nimmt am Training teil. Das Wetter stört ihn nur beim Radfahren, auf dem Platz sei es dann egal. Fussball ist Fussball.

Der Regen wird stärker und schein nicht enden zu wollen. Irgendwie scheint er froh erzählen zu können. Und wir beide haben Zeit. Er beginnt ausführlich die fordernde aber respektvolle, freundliche Art seines Trainers zu loben. Von dem könne er noch so manches lernen, nicht nur beim Sport. Ganz nebenbei nennt nennt einen Namen.

Ich staune

Oh, ha! denke ich, wenn er wüßte, dass ich ebendiesen vor vielen Jahren als Jugendlichen kannte und manchmal schon an seiner Art verzweifelte. Fair war der am Ball nicht, ständig am Posen und diskutieren. Das Fussball nur als Mannschaftssportart funktioniert musste er erst lernen.

Da der junge Mann von seinem Trainer so angetan ist, vermeide ich die Geschichten von früher meiner Seite von seinem Trainer, sonst hätte er ja schon längst die Manschaft gewechselt. Er berichtet weiter, dass er Lehrling bei einer Baufirma sei und zuletzt auch auf der Schäfer Straße mitgearbeitet hat. Auf der Schäferstraße in den Neubauten auf dem ehemaligen LYRA Gelände. Seine Meister sind auch recht umgänglich, aber nicht so wie sein Trainer. Da fallen schon mal derbe Sprüche. Und ja der Job mache ihm Spaß.

„Nun muß ich aber los, will ja nicht zu spät kommen, dass kann der Trainer gar nicht leiden“, sagt er plötzlich und versucht sich noch schnell eine neue Zigarette zu drehen. Zum Anzünden kommt er aber nicht mehr, ein Windstoß und weiter Tropfen von seiner Kopfbedeckung verhindern es. Nasser Tabak brennt nicht und das Papier löst sich recht schnell auf. Ich muß kurz lachen, weniger über seinen mißglückten Versuch mit der Selbstgedrehten, mehr über die Aussage zur Pünktlichkeit, wenn er nur wüßte.

Dann düst er mit einem kurzen „Danke – bis bald“ davon und ich habe noch nicht einmal seinen Namen erfahren. Danke zurück.

Pitsch­patsch­nass und zufrieden vor mich hinlächelnd fuhr ich weiter durch den Feierabendregen.

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