Jedes Jahr erinnert der 22. Mai mit dem Tag der biologischen Artenvielfalt, wie wertvoll und fragil das Gleichgewicht in der Natur ist. Viele denken sofort an den Amazonas und die Abholzung der Regenwälder, aber Artenvielfalt beginnt bei uns vor der Haustür.
Was versteht man unter Artenvielfalt?
Artenvielfalt meint die Summe der unterschiedlichen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, sowie Mikroorganismen innerhalb eines Lebensraumes oder geografischen Gebietes.
Wie entwickelt sich die Artenvielfalt in der Friedrichstadt?
Die Dresdner brauchen Wohnungen und neue Verkehrswege sollen entstehen. Die Friedrichstadt ist da keine Ausnahme.
In den letzten Jahren wurden zahlreiche unbebaute Flächen in Wohn-, Verkehrs- und Wirtschaftsflächen umgewandelt und damit teilweise versiegelt. Das Umweltamt Dresden meldet, der Ortsamtsbereich Altstadt ist zu 47,2 % versiegelt. Gleichzeitig entstanden Landschaftsschutzgebiete und durch Abbruch- und Renaturierungsmaßnahmen neue Habitate für Flora und Fauna.
Ostragehege ist artenreichste Wiese – die Heimat von Glatthafer und Flohkraut
Im Mai erkennen die meisten Menschen den Schnittlauch an der Elbe, wenn die Blüte würzig duftet. Das Landschaftsschutzgebiet Ostragehege gehört seit 2004 zum Flora- und Faunaschutzgebiet Elbaue. Die Stadt mäht die über 30 Hektar große Wiese nur selten und düngt sie nicht. Dadurch sinken die Nährstoffen und das ist gut für eine Vielzahl verschiedener Arten, darunter befindet sich das stark bedrohte Hafergras und die seltene Heilpflanze Flohkraut.
Kräuterführungen erklären euch die Vielfalt der Kräuter und Wildpflanzen, damit ihr bald mehr als Schnittlauch erkennen könnt. Kennt ihr Sauerampfer, Dolden-Milchstern oder Wiesen-Storchschnabel?
Naturbelassene Ufer und schlammige Kiesbänke – hier wohnen Wechselkröte, Flussbarbe und Rapfen
Die Wechselkröten sich größtenteils dämmerungs- und nachtaktiv und können bis 9 Zentimeter groß werden. Diese Kröte liebt diese schlammige Umgebung. Diese Amphibie steht auf der Roten Liste.
Rapfen ähneln Karpfen und können bis zu 80 Zentimeter groß werden. Angler mögen sie nicht so gern, wegen ihrer zahlreichen Gräten, aber trotzdem ist der Lebensraum in Deutschland stark gefährdet. In der Friedrichstadt fühlen sie sich pudelwohl.
Flussbarben lieben sauerstoffreiche Gewässer mit Kiesboden. Da, wo die Barbe lebt, ist das Gewässer in Ordnung.
Historische Lindenallee von August dem Starken bietet Eremiten Schutz
Die Pieschener Allee schlendern viele Spaziergänger entlang und genießen den Schatten der großen Linden. Vor 300 Jahren ließ August der Starke Lindenalleen in alle Richtungen der Stadt pflanzen. Für ihn waren sie nur Dekoration. Heute siedelt in den Mulmhöhlungen der alten Bäume die seltene Käferart Eremit. Biologen bezeichnen ihn auch als Juchtenkäfer und seine Existenz führte in Stuttgart fast zum Baustopp eines Bahnhofsausbaus.
In der Dämmerung beginnen die Fledermäuse im Sommer zwischen den Baumkronen zu jagen.
Rebhühner, Neuntöter und Eisvogel sind weg
Vor zehn Jahren konnten Spaziergänger noch Rebhühner im Ostragehege beobachten. Durch den Ausbau der Sportanlagen und die dichtere Besiedlung der Friedrichstadt nutzen immer mehr Menschen diesen Ort zu Erholung. Die Bodenbrüter fühlen sich gestört und die Vögel ziehen sich zurück aus den Gebieten.
Artenvielfalt in der Friedrichstadt – Was kann ich selbst tun?
Die Landeshautstadt Dresden und private Initiativen tun viel für die Artenvielfalt im Stadtteil. In der Redaktionssitzung sind uns diese Projekte und Orte eingefallen:
Am Bahnhof Mitte ist ein Blühstreifen entstanden. Zwischen der Walter-Fritsch-Akademie und der Gartensparten „Zur Aue“ legte die Stadt ein Feuchtbiotop für Amphibien an.
Alle Kleingartensparten klären ihre Mitglieder über Biodiversität auf und regen die Kleingärtner:innen an, wieder alte Obst- und Gemüsesorten anzupflanzen. Die meisten KGVs legen kleine Lehrpfade in ihren Anlagen an, wie die verschiedenen Pflanzen gepflegt und erhalten werden.
Ein riesiges Insektenhotel hat das Krankenhaus Friedrichstadt in seinen Park gebaut.
Verschiedene Pflanzentausch- und Samenbörsen verschenken Grünpflanzen und geben Anbautipps, wie jede:r selbst Gemüse auf dem Balkon züchten kann.
Auch die Friedhöfe sind wertvolle Orte für Artenvielfalt. Totholzhaufen, Bruchsteinmauern und Gebüsch zahlreichen Kleintieren Unterschlupf.
Welche Projekte habt ihr selbst in der Friedrichstadt gestartet?
3 thoughts on “Eremit, Rapfen und Wechselkröte – Artenvielfalt in der Friedrichstadt”