Der Dresdener Stadtrat hat entschieden, es kommt eine neue Fährverbindung zwischen Pieschen und der Friedrichstadt. Wann ist aber weiterhin unklar.
Die langen Planungen
Am 29. März 1996 fuhr die letzte Fähre zwischen der Friedrichstadt und Pieschen, sie wurde für die Betreiber DVB zu teuer. Heute könnte man dies als Fehler bezeichnen, aber es ist nicht mehr umkehrbar.
Dann folgten viele Jahre des Denkens, Planens und Diskutierens.
Brücke mit Straßenbahn – Fähre – Brücke für radfahrerende und laufende Menschen – Fähre – Tunnel
– Amphibienbus – Fähre – Brücke für Alles –
Bereits 2001 beschloss der Stadtrat auf Antrag der FDP die Wiedereinrichtung der Fähre. 2002 kam das Hochwasser und schwemmte unter anderem auch die Pläne und Beschlüsse zur Verbindung weg.
Am 27. Mai 2010 ein weiterer Neustart, der Stadtrat beschloss eine neuerliche Prüfung der Fährverbindung.
Zum Kirchentag 2011 fand ein zweiwöchiger Testlauf statt, der die Befürchtungen über eine zu geringe Auslastung der Fähre bestätigte. Die Überlegungen der Dresdner Verkehrsbetriebe betreffen immer wieder die Kostenfrage der Verbindung.
Ist der Betrieb einer Fährverbindung kostendeckend? Wohl eher nicht, schaut man auf dem Zusammenhang zwischen dem Neubau der Fähranleger und barrierefreier Zugangswege, den stetig steigenden Personal- und Unterhaltungskosten und zu geringen Fahrgastzahlen dieses Verkehrsmittels.
Umweltschutz
Da sich im Ostragehe, durch den Wegfall der über den Fluss kommenden Menschen, eine wilde Flora und Fauna entwickelte, wurde es 2004 zum Flora- und Faunaschutzgebiet Elbaue. Es steht damit unter besonderen Schutz. Der BUND veröffentliche im Februar 2023 ein ausführliches Positionspapier und startete eine Petition zur geplanten Verkehrsanbindung des Ostrageheges. Der BUND warnt ausdrücklich vor den Gefahren für die geschützten Pflanzen und Tiere, wenn das Ostragehege verkehrstechnisch und touristisch weiter erschlossen wird.
Die Fähre soll kommen
Anfang 2023 sollte alles ganz schnell gehen und die Planung einer Elbquerung wurde in den Stadtbezirksbeiräten in Pieschen (7. Februar 2023) und der Altstadt (8. Februar 2023) vorgestellt, damit (so der Plan) der Stadtrat am 20. April 2023 entscheiden könne. Danach war wieder Ruhe.
Der Stadtrat hat beschlossen
„Auf ein Neues!“ könnte man laut rufen. Der Stadtrat hat am letzten Freitag, dem 26. Januar 2024, mit den Stimmen von SPD, Linken und AfD beschlossen, dass eine Fähre kommen soll. Die sehr lebhafte Debatte wurde mit dem Abstimmungsergebnis von 36 Ja- zu 26 Nein-Stimmen beendet. Die geschätzten Kosten für die Fährverbindung könnten mindestens sieben Millionen Euro betragen. Dazu kommen noch rund 500.000 Euro Betriebskosten im Jahr.
„Jacobs Fähre“ – Ein Rückblick auf die Historie
1885 erhielt Karl Jacob (1851-1931) das Fährrecht und betrieb die Fähre 13 Jahre lang bis 1898. Karls Sohn Albert führte nach dem Ausscheiden des Vaters das Fährgeschäft weiter.
Später übernahm Alberts Sohn Christian Albert Hellmuth. Im Mai 1945 wurde er heimtückisch erschossen und seine Witwe Lotte Jacob (1911-2002) übernahm das Geschäft. Unterstützung erhielt sie durch den Kriegsheimkehrer Robert Schröder (1925-1988).
Die Fährschiffe der Jacobs trugen immer die Namen von weiblichen Familienmitgliedern „Berta“, „Helene“, „Ilse“ und „Hildegart“.
Ab 1965 übernahmen die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) die Fähre, aber letztendlich brachen die Einnahmen auch durch die Schließung des Schlachhofes fast komplett ein. Niemand wollte mehr in die Friedrichstadt.
Am 29. März 1996 querte „Jacobs Fähre“ zum letzten Mal die Elbe.
Wenn wir nun von einer weiteren Planung der Planung hören und lesen, hängt das auch mit einem Wahlversprechen von OB Hilbert zusammen. Um die Ansiedelung von Gewerbe im Schlachthofgelände voranzutreiben und Investoren anzulocken, machte er sich für eine schnelle Fährverbindung zwischen Friedrichstadt und Pieschen stark. Vorsichtshalber hat die Stadt Planungsgelder für dieses Projekt von insgesamt 400.000 Euro für 2023 und 2024 in den Haushalt eingestellt und diese sollen wohl auch verplant werden.
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