Heute beginnen die 25. dresdner schmalfilmtage. Ein Festival für alle Freundinnen und Freunde der ruckelnden 8mm Filme mit dem knatternden Sound der Projektoren. Wir haben uns mit einem Enthusiasten des Schmalfilms getroffen und uns mit ihm über die Faszination des Schmalfilms und der Schmalfilmtage unterhalten. Auf den 25. dresdner schmalfilmtage wird auch Bernd anzutreffen sein, der Schmalfilmliebhaber gab uns im Vorfeld ein Interview.
Friedrich Riese: Hallo Bernd schön das es geklappt hat und du dir die Zeit nimmst. Was hast du mitgebracht? Eine Beaulieu?
Bernd: Ja eine Beaulieu Doppel Normal 8, eine französische Schmalfilmkamera!
Friedrich Riese: Wie alt ist das Ding?
Bernd: Na ja, mindestens 50 Jahre oder noch mehr. Also eigentlich ist das Filmformat, schon in den 60er Jahren ausgestorben.
Friedrich Riese: Wo kriegst du denn das Material her? Die Filme?
Bernd: Es gibt noch Schmalfilmformate, mehr als je zuvor. Aber sehr teuer, schon ein bisschen für Freaks.
Friedrich Riese: Was kostet so ein Film?
Bernd: Ein schwarz-weiss Film für diese Kamera, mit Entwicklung so um die 50 Euro.
Friedrich Riese: Dann hast du drei Minuten. Drei Minuten für 50 Euro. Ja. Du bist ein Freak!
Bernd: Ja, sagst du. Wer ansonsten mit Filmen zu tun hat, mit anderen Formaten 16 oder 35 mm, findet das natürlich extrem billig.
Friedrich Riese: Okay, die sind dann noch teurer, Wie lange machst du das schon?
Bernd: Mit Schmalfilm beschäftige ich mich schon seit ca. 25 Jahren.
Friedrich Riese:Ich kenne es noch aus verschiedenen Familien, dass da Erinnerungen auf Schmalfilm gezeigt wurden.
Bernd: Das kenn ich auch aus dem Westen, aber da sind die Leute dann eher auf Video umgestiegen als hier im Osten. Aber im Westen gab es auch viel Schmalfilm im Amateurbereich und viel Equipment. Das sind die Kameras und Geräte, die man jetzt noch für wenig Geld kaufen kann. Die Technik aus dem Osten war qualitativ nicht ganz so gut, denke ich.
Friedrich Riese: Und seit wann machst du bei den Schmalfilm-Tagen mit?
Bernd: Auch schon ungefähr so lange. Also ich hatte, glaube ich, 2001 sogar mal den ersten Platz beim Wettbewerb belegt. Jetzt mache ich nicht mehr so viel wie früher. Früher war das auch einfacher und günstiger als heute. Jetzt mache ich das nur noch hobbymäßig.
Friedrich Riese: Wie viele Enthusiasten gibt es denn in Dresdner noch? Hast du da einen Einblick?
Bernd: Das kann ich dir gar nicht sagen. Ich kenne eben ein paar Leute und ein paar Orte, zum Beispiel im Rosenwerk, den „Dark Room“, wo Leute eine Dunkelkammer eingerichtet haben für analoge Fotografie und auch für Filmentwicklung, wo tatsächlich auch Filme entwickelt und umkopiert werden können. Aber wie viele Leute in Dresden tatsächlich was machen mit Schmalfilm? Ich weiß es nicht. Es ist eher so, dass Leute, die Kunst machen, oder vielleicht Musikvideos das Medium nutzen, wenn es passt. Und dann gibt es ein paar Leute, die technisches Know-how haben und die dann gefragt werden können: „Wie macht man das am besten?
Friedrich Riese: Aber die Szene in sich ist natürlich wahrscheinlich gut vernetzt, wenn du sagst, das Rosenwerk hat so einen „Dark Room“, aber da sind auch bestimmt ein paar wenige Leute, die da mitmachen und auch Mitglied sind und Beiträge bezahlen.
Bernd: Also das ist alles überschaubar. Doch jetzt bei Schmalfilmfest im Riesa efau, da kommen ja dann Leute aus ganz Deutschland zusammen. Da gibt es dann ein paar, die sieht man jedes Jahr wieder. So Schmalfilm-Legenden wie die Dagie Brundert aus Berlin, die eigentlich immer vertreten ist beim dem Festival. Auch aus dem Ausland kommen Leute. Das ist dann immer eine ganz schöne Zusammenkunft.
Friedrich Riese: Wie gut sind die Veranstaltungen dann besucht?
Bernd: Ach, da sind schon immer ganz schön viele Leute. In der Motorenhalle, wird schon immer relativ voll. Gemessen daran, was dann zum Teil angeboten wird, zum Teil sehr experimentelle und anstrengende Filme, ist das schon erstaunlich. Und die Leute halten gut durch, ohne aufzustehen und zu gehen. Das liegt sicher auch am Medium. Wenn ein Filmstreifen durch den Projektor läuft und direkt an die Wand projeziert wird, ist das schon ein magischer Prozess, der die Leute bei der Stange hält, auch wenn der Film herausfordernd ist.
Friedrich Riese: Die sind ja ohne Ton, die Filme. Wird Musik dazu eingespielt oder einfach ohne Ton laufen gelassen? Oder ist das unterschiedlich?
Bernd: Die meisten Filme, die jetzt beim Schmalfilmfest gezeigt werden, haben Ton. Der wird extra produziert und dann entweder an den Film angelegt, oder von einer zweiten Quelle, z.B. CD parallel zum Film abgespielt. Manchmal gibt es auch Livevertonung von Stummfilmen bei der Vorführung. Film ist eigentlich immer Bild und Ton.
Die Faszination für’s Analoge kommt auf vielen Ebenen wieder, die Analogfotografie, die Schallplatte und auch der Schmalfilm. Das tolle ist, man versteht, was passiert. Beim Filmen werden einzelne Bilder belichtet, im chemischen Prozess der Entwicklung entsteht der Film, den man dann projezieren kann. Das ist nachvollziehbar. In unserer digitalen Welt funktionieren die Dinge, oder sie funktionieren nicht, aber keiner weiss so richtig warum. Ich jedenfalls nicht. Das ist für mich der Reiz an diesen alten optisch mechanischen Verfahren – man kann sie einfach verstehen und begreifen. Und es kommen manchmal tolle überraschende Dinge dabei heraus.
Friedrich Riese: Fotografierst du noch analog?
Bernd: Ja, klar.
Friedrich Riese: Keine Digitalkamera?
Bernd: Doch auch, aber gerne analog.
Friedrich Riese: Danke Bernd für den kurzen Einblick in deine Welt als Schmalfilmliebhaber.
Im Anschluss an dieses Gespräch berichtete Bernd mir noch von faszinierende Lichteffekten durch die Belichtung am Anfang des Films und den Besonderheiten und Vorzügen des Kodachrome 40 von Kodak der aus verständlichen Umweltschutzgründen 2005 vom Markt genommen wurde.
Das Festival findet in den Räumen des Riesa efau in der Dresdner Friedrichstadt statt.
Das komplette Programm findet ihr hier.
Auf eine Besonderheit der 25. dresdner schmalfilmtage wollen wir noch hinweisen, den Livevertonungswettbewerb am Freitag den 15.März 2024 um 21:00 Uhr in der Motorenhalle, Wachsbleichstraße 4a (HH), 01067 Dresden. Mit dabei ist auch der Drummer der Straßenmusikcombo Triple Trouble, die wir beim Friedrichstädter Stadtteilfest 2023 erleben durften.
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