Wladimir Zwetkow

Fragt Mensch sich durch die Straßen der Friedrichstadt, so lautet die Antwort: „Wladimir Zwetkow, noch nie gehört den Namen.“ oder „Wladimir Zwetkow, klingt bulgarisch.“

Also: Wer war Wladimir Zwetkow und warum berichtet das Friese-Journal über ihn?

Zwetkow geboren 11.05.1939 in Bulgarien kommt 1963 zum Studium der Elektrotechnik an die TU-Dresden. Er ist begeisterter Fußballer und spielt selbst in der 2. Mannschaft von Dynamo. Im Jahr 1968 beobachtet er wie auf dem Gelände neben dem Trainingplatz im Ostragehege Handballerinnen die zum Ausgleich Fußball spielen.

Er hat eine Idee und spricht mit Werner Krolikowski dem SED-Parteisekretär in Dresden. Sie diskutieren lange und am Ende darf Zwetkow seine Idee umsetzen. Wichtig ist dabei wohl auch das Argument, daß es erstmalig ein Mann ist, der einen solchen Antrag stellte. Zuvor hatten es nur Frauen versucht. Nun offiziell genehmigt, gründet er 1968 das Frauenteam der BSG Empor Dresden-Mitte und über eine Anzeige bei den Sächsischen Neuesten Nachrichten in Dresden sucht er Spielerinnen. Die Idee funktioniert und Zwetkow wird der Trainer der Frauen. Sie trainieren viermal die Woche und Zwetkow muss eine Menge Theorie vermitteln.

Frauenfußball in der DDR

Vereinsnadel Bild: DSC Archiv

Das erste offizielle Frauenfußballspiel in der DDR fand im August 1969, gegen das Anfang 1969 gegründete Fußballteam von Empor Possendorf statt. Die BSG Empor Mitte siegte mit 2:0.

Wladimir Zwetkow sorgte mit einem überzeugenden Gespräch mit dem Stadionsprecher des 1.FC Union Berlin und dem Sportreporter Heinz Florian Oertel dafür, dass in der Halbzeitpause des Spieles Werbung für das anstehende Fauenfußballspiel gemacht wurde und so kamen am 04. August rund 1600 Zuschauer:innen an den Fußballplatz. Es fehlen jedoch weitere Gegnerinnen. Zwetkow zieht weiter von Empor Dresden-Mitte zu ZFK Rossendorf, Aufbau Dresden-Ost und Motor Dresden-Übigau. Er gründet in diesen Vereinen fleißig weitere Frauenteams.

Durch das Engagement von Zwetkow und Anderer in anderen Regionen steigt Popularität des Frauenfußballs. Der Fußball-Verband der DDR begann 1970 mit der Dresdner Bezirksmeisterschaft die erste dokumentierte Punkterunde im Osten. Überregionale Wettbewerbe sind für die weiblichen Kickerinnen aber weiterhin rar.

die Fußballdamen mit Zwetkow (Bild: DSC Archiv)


Ab 1979 werden flächendeckende Bezirks-„Bestenermittlungen“ eingeführt, den Begriff “Meisterschaft“ durften die Frauen nicht nutzen.
Von 1985 an wurde die „Bestenermittlung“ mit Vorrunde, Halbfinale und echten Endspiel ausgetragen. Vor 700 Zuschauern besiegte Turbine Potsdam Wismut Karl-Marx-Stadt mit 2:0.
Eine weitere Entwicklung für die DDR Fußballfrauen kommt 1987 mit der Einführung einer zweigleisigen Liga.

Spielankündigungsplakat der BSG Empor Dresden-Mitte (Bild: DSC Archiv)


Bis zum Zusammenbruch der DDR konkurrieren Turbine Potsdam und Rotation Schlema um die Vorherrschaft im Frauenfußball. Den letzten Titel 1991 holt Schlema, aber unter dem neuen Namen: Erzgebirge Aue.
Am Ende der Geschichte des Frauen Fußballs in der DDR, steht letzte Höhepunkt für den ostdeutschen Frauen-Fußball und findet im Mai 1990 statt, das Einzige Länderspiel verliert die DDR in Potsdam gegen die CSFR mit 0:3.

Zwetkow mit dem Damenteam(Bild: DSC Archiv)

Frauen-Fußball weltweit

Das Frauen Fußball spielen ist nicht, neu es gibt Belege über ein Spiel mit dem Nanmen „la sioule“ aus dem Frankreich des 12.Jahrhunderts und aus anderen Gegenden der Welt gibt es ähnliche Berichte.

Nach Einführung einheitlicher Regeln wurde Fußball zu einer anerkannten Sportart und 1894 wurde das erste britische Frauen-Fußballteam, die British Ladies gegründet.

Zwischen den beiden Weltkriegen erfuhr der Frauenfußball einen ersten Boom, hervorgerufen durch massenhaften Rekrutierungen zum Kriegsdienst fehlten die Männer. Frauenfußball bot den Vereinen neue Geldmittel einzunehmen und weiter Spielerinnen zufinden. 1920 wurde das Spitzenspiel zwischen den „Dick Kerr’s Ladies“ und den „St.Helens Ladies“ in Everton von 53.000 zahlenden Zuschauern besucht.

In Frankreich ist der Verein „Femina Paris“ schon 1912 ein Vorreiter des Fauenfußballs

Im September 1921 wird in Polen der Sportverein „Unja Poznań“ die erste offizielle Frauenfußball-Abteilung gegründet.

In Frankreich werden bis 1932 regelmäßig Landesmeisterschaft und Pokalwettbewerb ausgetragen

Am 5. Dezember 1921 verbietet die Football Association den Frauen in England die Benutzung der Stadien, andere Verbände ziehen in den folgenden Jahren nach und damit ist das Ende vom Anfang des offiziellen Frauenfußball besiegelt.

In Deutschland gründete die Metzgertochter Lotte Specht 1930 den ersten Frauenfußballverein. Die damals Neunzehnjährige sucht per Zeitungsanzeige nach Mitspielerinnen. Durch mehrere Zeitungsartikel und dem Druck ihres Vaters wird der Verein aber schon 1931 wieder aufgelöst. Andere Vereine wurden nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, durch den gleichgeschalteten Deutsche Fußballbund (DFB) aufgelöst oder in ihrer Gründung verhindert.

Die Frauen wollen Fußball spielen und lassen sich nicht unterkriegen von den männlichen Vorurteilen oder den Verboten der Verbände. Die Fußballpionierinnen fügten sich einigen Erwartungen und bei einem der ersten Weltturniere (Mexiko 1971) gab es pinke Tore, Schönheitswettbewerbe und Rodeo. Es war ein riesiger Publikumserfolg.

Im Jahr 1969 gründet sich die „Confederation of Independent European Female Football“ als Konkurrenz zur „Union of European Football Associations“ (UEFA). Die Herren gerieten daraufhin leicht in Panik und empfahlen 1971 die Verbote für Frauenfußball aufzuheben und die Frauen zu integrieren.

Frauen-Fußball in der BRD

Im Jahr 1955 beschließt der DFB auf seinem Verbandstag, das Fußballspielen mit Damenmannschaften zu verbieten. Seine Mitgliedervereine dürfen keine Frauenabteilungen gründen oder ihnen Sportstätten zur Verfügung stellen.

Am 31. Oktober 1970 kommt die Kehrtwende des DFB und hebt das Frauenfußballverbot wieder auf. Jedoch unter Auflagen: Die Frauen müssen, wegen ihrer „schwächeren Natur“ eine halbjährige Winterpause einhalten, Stollenschuhe sind verboten und die Bälle waren kleiner und leichter. Ein Spiel darf nur 70 Minuten, später 80 Minuten dauern. Erst seit 1993 gilt auch bei den Frauen die Spielzeit von zweimal 45 Minuten. Es bildeten sich schnell neue Vereine und Liegen.

Mitte der 1980er Jahre kam die Diskussion über die Einführung einer überregionalen Spielklasse auf. Auf einem DFB-Bundestag 1986 stimmten die Delegierten fast einstimmig für die Vorbereitung einer solchen Liga aber erst nach dem Gewinn der Frauen-Fußball- EM 1989 wird auf dem DFB-Bundestag 1989 die Einführung einer zweigleisigen Bundesliga zur Saison 1990/91 beschlossen.

Frauenfußball ab morgen

Morgen am 20. Juli 2023 beginnt die Frauenfußballweltmeisterschaft in Australien und Neuseeland und die Geschichte des deutschen Nationalteams ist untrennbar mit Wladimir Zwetkow, der BSG Empor Mitte und der Dresdner Friedrichstadt verbunden. Drücken wir den Damen beide Daumen und wenn es die Frauen bis ins Endspiel am 20.August schaffen jubeln wir auch für Wladimir Zwetkow.

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