Lingner und Odol

Fast jeder kennt es, ODOL das Mundwasser was Lingner steinreich gemacht hat.

Karl August Ferdinand Lingner ist nicht der Erfinder von Odol, aber er ist sein genialer Vermarkter.

Lingner

Karl August Ferdinand wurde 21. Dezember 1861 in Magdeburg geboren.

Er besucht die städtische Höhere Gewerbeschule und geht mit 15 nach Gardelegen. Er arbeitet als Handlungsgehilfe in einem Warenladen. Im Jahr 1883 zieht es ihn nach Paris um am Pariser Konservatorium Musik zu studieren. Er scheitert damit genau wie mit seiner Tätigkeit als Handelsvertreter. Komplett abgebrannt kommt er 1885 nach Deutschland zurück und findet in Dresden eine Anstellung als Korrespondent in der Nähmaschinenfabrik Seidel & Naumann.

Lingner lernt in Dresden den Techniker Georg Wilhelm Kraft kennen und gründet mit ihm 1888 die Firma Lingner & Kraft. Sie stellen in einer Gartenlaube auf der Wölfnitzstraße 11 unter anderem Rückenkratzer, Stahllineale und Federreiniger her. Vier jahre später verläßt Kraft die Firma und Lingners Freund der Chemiker Richard Seifert, bietet Lingner ein Geschäft an. Es geht um ein Antiseptikum das er zwischen 1891 und 1892 entwickelt hat und Lingner soll es nun vermarkten. Damit öffnete er Lingner den Zugang zu den maßgebenden Arbeiten der modernen Bakteriologie.

Odol

Damals gilt die Mundhöhle als die Haupteintrittspforte für krankheitserregender Bakterien. Lingner entschließt sich zur Herstellung eines antiseptischen Mundwassers. Mit dem Beginn der Herstellung des „Odol“ (von griech. ὀδούς (odous) ‚Zahn‘ und lat. oleum ‚Öl‘) kam Lingner einem Bedürfnis breiter Bevölkerungsschichten nach Schutz vor den unsichtbaren Bakterien nach. Das Produkt Odol fand reißenden Absatz.

Odol Vermarktung

der Erfolg Lingners begründet sich auf einer genialen Marketingstrategie.

In Dresden erzählt Mench folgende Geschichte: „Da er mit dem ersten Versuch das Mundwasser in den Apotheken und Drogerien der Stadt zu platzieren scheiterte probierte er es anders. Lingner sendete Sturierende aus, diese fragten in den Geschäften nach dem Mundwasser und da die Händler es nicht vorrätig hatten, bestellten sie es. „

Lingner hatte es geschafft, er hatte einen Markt für sein Produkt geschaffen und die Nachfrage stieg stetig an.

Er gründet am 3. Oktober 1892 das Dresdner Chemische Laboratorium Lingner. Ab 1912 firmierte das Unternehmen als „Lingner-Werke“. Die Produktion wächst ständig weiter, so dass letztendlich das Stammhaus der Lingner-Werke auf der Nossener Straße 2/4 gegründet wird und Lingner ein weltweites Fabrikations- und Betriebssystem aufgebaut.

Gemeinsam mit Richard Seifert entwickelt Lingner „Odol“ zu einer immer wieder erkennbaren Marke. Damit gilt Lingner auch als ein Mitbegründer der Markenartikelindustrie und modernen Werbung und er fand Eingang in die allgemeine Industriegeschichte.

Reichtum und Gemeinnutz

Lingner hatte das Talent immer wieder kompetente Mitarbeiter:innen für gemeinnützige Pläne zu gewinnen und zu begeistern. Genannt werden müssen die Kinderpoliklinik mit Säuglingsheim in der Johannstadt 1897, die erste Säuglingsklinik der Welt 1898, die Zentralstelle für Zahnhygiene 1900, die Öffentliche Zentralstelle für Desinfektion 1901, die Desinfektorenschule 1902, die Dresdner Lesehalle 1902 und das Deutsche Hygiene-Museum 1912.

Lingner verfolgt nach dem ersten Weltkrieg die Vision zur Gründung einer europäischen Staatengemeinschaft. Gustav Stresemann wünschte sich Lingner als deutschen Botschafter.

Er starb am 5. Juni 1916 in Berlin

In seinem Testament verfügte er die Gründung der Lingner Stiftung. Diese sicherte den Fortbestand seiner gemeinnützigen Einrichtungen.

Villa Stockhausen

Der Stadt Dresden vermachte er seinen letzten Wohnsitz die Villa Stockhausen auch Lingner Schloß genannt.

Er formulierte zwei Bedingungen für die Stadt:

  • Die Bevölkerung erhält freien Zugang zum Park, ihr soll auch das gesamte Schloss zugänglich gemacht werden.
  • Im Hauptgebäude soll sich ein Café oder Restaurant mit den im Umkreis niedrigsten Preisen befinden.
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