Gruseliges vom Rabenstein

Der Rabenstein war der Richtplatz an der Freiberger Straße. Heute ein romantischer Garten, aber früher Schauplatz von Hinrichtungen.

Der Tod des Johann von Güllenstein

Johann von Güllenstein, ehemaliger Oberstleutnant der schwedischen Armee, landete 1724 auf dem Dresdner Rabenstein – dem Richtplatz vor den Toren der Stadt. Seine Verbrechen hatten nichts Heldenhaftes oder Ehrenvolles an sich. Nach Jahren voller persönlicher Eskapaden und einer Reihe brutaler Taten stand nun seine Hinrichtung an.

Warum wurde Johann von Güllenstein hingerichtet?

Güllensteins Geschichte begann einst vielversprechend. Er war Angehöriger der schwedischen Armee. 1706 gelangte er im Rahmen des Großen Nordischen Kriegs nach Sachsen. Er hatte eine Affäre mit der Tochter eines sächsischen Landedelmanns. Dieser Liaison führte zu einer Schwangerschaft, und nach dem von Güllenstein Sachsen bereits verlassen hatte, brachte sie eine Tochter zur Welt, die den Namen Johanne Ulrike erhielt.

Er geriet in russische Gefangenschaft, schloss sich wieder seinem König Karl XII. an. Doch der steile Weg beim Militär endete. Nach einem tödlichen Duell in Schweden sah er sich gezwungen, ins Exil zu gehen. Als er schließlich 1722 nach Sachsen zurückkehrte, ging es nicht mehr um Ehre oder Loyalität, sondern um eine krankhafte Besessenheit. Seine Geliebte war inzwischen tot, seine 16-jährige Tochter wohnte bei den Großeltern. Berichten zufolge verliebte er sich in sie und versuchte, sie zu verführen, was er jedoch stets bestritt. Seine Briefe an das Mädchen lassen jedoch vermuten, dass seine Gefühle über ein rein väterliches Verhältnis hinausgingen.

Stadtplan von 1685 mit dem Rabenstein

Die Lage eskalierte, als er in einem Anfall von Gewalt die Großmutter seiner Tochter mit 13 Stichen tötete und den Großvater schwer verletzte. Was als Versuch begann, die Kontrolle über sein Leben zurückzugewinnen, endete im Blutbad – ein Mord, der ihm nun das Todesurteil einbrachte.

Der letzte Gang zum Rabenstein

Am Morgen des 30. Oktober 1724 wurde Güllenstein zum Rabenstein geführt, und er machte es den Wachen dabei alles andere als leicht. Er behauptete, in der Gefangenschaft taub geworden zu sein, und weigerte sich, das Urteil zu lesen. Um ihm das Todesurteil unmissverständlich zu machen, wurde es ihm in großen Buchstaben vorgezeigt: „Du musst sterben.“ Von Reue oder Akzeptanz keine Spur. Er verweigerte das Urteil, fluchte, spottete über die Geistlichen und selbst über die Kreuzschüler, die für ihn sangen. Am Hinrichtungstag weigerte er sich aufzustehen und musste zum Richtplatz getragen werden. Während des gesamten Hinrichtungsprozesses schrie und fluchte er ununterbrochen.

Ein Ende ohne Ehre

Der Rabenstein war der Ort, an dem die Menschen für ihre Verbrechen büßten – öffentlich und unmissverständlich. Doch statt einer reuigen Hinrichtung erlebte die Menge einen Mann, der sich bis zum letzten Moment weigerte, Verantwortung zu übernehmen. Auf dem Hinrichtungsplatz schlug und bespuckte er den Scharfrichter und weigerte sich, niederzuknien, sodass er auf einem Stuhl gefesselt werden musste. Trotz seines heftigen Widerstands gelang es dem Scharfrichter, ihn mit einem einzigen Hieb zu enthaupten.

Das Schicksal von Johann von Güllenstein war besiegelt, und die Erinnerung an ihn blieb in Dresden als Warnung – ein Mensch, der auf den falschen Wegen feststeckte und letztlich den Rabenstein dafür bezahlen musste.

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Dieser Beitrag ist Teil 17 von 17 der Artikel-Serie Historische Friedrichstadt

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