Habt ihr schon einmal von Ernst Kaps gehört?
Ich nicht und dann stieß ich in einer alten Zeitung von 1894 auf diese Werbung.
Oh; dachte ich und erinnerte mich, dass mich von einigen Jahren auf der Bräuergasse eine Frau ansprach. Sie erzählte mir, dass sie Klavierlehrerin aus Bochum sei und fragte, ob ich wüßte wo denn die ehemalige Klavierfabrik stand. Wusste ich damals natürlich nicht.
Wer war Ernst Kaps?
Ich zitiere an dieser Stelle die Allgemeine illustrierte Industrie- und Kunst-Zeitung, 1875, da die in dieser Zeitung gewählten Worte kaum zu übertreffen sind.
„Ernst Kaps ist unstreitig einer der bedeutendsten Pianofortefabrikanten des Königreichs Sachsen und in Anbetracht seiner Specialität der „Stutzflügel“ als genialster Reformator des Clavier’s in Deutschland, wenn nicht des Continents anzusehen und sein grossartiges Etablissement weist alle jene neuen Erfindungen auf, die dieser Fabrikation zu Gute kommen können. „
Ernst Karl Wilhelm Kaps wurde am 16. Dezember 1826 in Döbeln, im damaligen Königreich Sachsen, geboren. Sein Vater sorgte dafür, dass er eine für damalige Verhältnisse ausgezeichnete Erziehung bekam und er eine Tischlerlehre besuchen konnte.
Nach seiner Gesellenprüfung begann Kaps zu reisen. Seine erste Station war Kopenhagen, um dort in der Pianofortefabrik von Hermann N. Petersen zu lernen. In Kopenhagen legte er den Grundstein für seine weitere berufliche Entwicklung, den Klavierbau.
Seine Reise führte ihn über Stockholm nach Paris, denn im Paris dieser Zeit lebten und arbeiteten einige der besten Klavierbauer Europas.
Er arbeitete lernte in den damals berühmten Klavierbauateliers von Henry Herz, Ignaz Josef Pleyel und Sébastien Erard.
Sein Können und sein Wissen um den Klavierbau wollte er aber noch mehr erweitern und zog nach Marseille zu Jean Louis Boisselot. Von Marseille aus ging es weiter mit Anstellungen in Neapel, Rom und Turin.
Kaps reiste immer weiter. Er arbeitete in Spanien (Madrid) und Portugal (Lissabon) und England (London). Seine letzte Station auf dieser Tour durch die besten Pianoforteateliers Europas war wieder Paris.
1859 kehrte Kaps nach Sachsen zurück. Der Ruf um sein Wissen und Können eilte ihm voraus und so bot die Staatsregierung ihm finanzielle Unterstützung zum Aufbau einer „Pianofortefabrik“ in Dresden an. Nachdem Kaps sein erstes Pianino gefertigt und vorgestellt hatte, bekam er Besuch vom damaligen Kronprinzen Albert von Sachsen und dieser kaufte das Instrument.
Fun-Fact am Rande:
Albert von Sachsen fand seine letzte Ruhestätte auf dem Alten katholischen Friedhof an der Friedrichstraße in Dreden Friedrichstadt.
Flügelbau in der Friedrichstadt
Kaps spezialisierte sich auf den Flügelbau und schon 1862 erhielt er auf der Londoner Weltausstellung den 2. Preis.
Ernst Kaps hatte ein Ziel. Er wollte einen kleineren Flügel bauen. Ein Instrument, dass dem Flügel in der normalen Größe in seinem Klang voll vergleichbar ist. Nach vielen Versuchen und Klangtests stellte er 1868 einen Miniaturflügel vor der dem vollen Klangumfang eines Konzertflügels nicht nachstand.
Die die Allgemeine illustrierte Industrie- und Kunst-Zeitung von 1875 schreibt dazu:
„Das eigenthümliche Verfahren, welches Herr Kaps bei der Construction und Bearbeitung des Resonanzbodens, hauptsächlich aber bei der Verdichtung und Erhärtung der weichen Fasern des Holzes verwendet, wodurch die Grösse und Schönheit des Tones erzielt wird, ist zur Zeit noch Geheimniss des Erfinders, dass es sich aber vollständig bewährt, beweisen die ausgezeichneten aus der Fabrik hervorgegangenen Instrumente.“
Weiter heißt es:
„Von dieser Zeit, also vom Jahre 1868 an, hob sich das Geschäft sehr schnell, einestheils durch die Vervollkommnung der Instrumente, anderntheils durch die grosse Solidität derselben und besonders die Reellität der Geschäftspraxis.
Im Jahre 1871 war Herr Kaps genöthigt, eine grosse Fabrik in einer Vorstadt Dresdens (Dresden Friedrichstadt, Seminarstraße 20 bis 22; Anmerkung des Verfassers) zu errichten, das nächste Jahr kam eine zweite dazu, so dass in dem gesammten Etablissement ausser den Hilfsmaschinen gegen 300 Arbeiter beschäftigt sind und gleichzeitig 340–350 Flügel in Arbeit begriffen sind. Alle 4 Stunden wird ein Flügel fertig, und Herr Kaps versendet wöchentlich durchschnittlich 15 Stück.
Nach allen Erdtheilen versendet er seine Fabrikate, an die Höfe vieler Potentaten. Selbst im Palaste des türkischen Sultans ergötzt man sich an den vollen, dabei zarten Klängen der Kaps’schen Flügel, und die grössten Virtuosen, wie Liszt, Bülow u. a. spielen am liebsten auf einem „kleinen Kaps“.
Es konnte nicht ausbleiben, dass diese eminenten Leistungen von gewichtigen Seiten in ehrenvollster Weise anerkannt wurden. Erhielt doch Herr Kaps für seinen Stutzflügel auf der Ausstellung in Moskau im Jahre 1872 den ersten Preis, die einzige grosse goldene Medaille. Auf der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 hatte Herr Kaps „hors concours“ zwei seiner kleinen Flügel ausgestellt und erregten dieselben durch ihre Tonschönheit, Solidität und leichte Spielart gewaltiges Aufsehen.“
Danke an die Autoren von damals