Jetzt wo die Temperaturen wieder steigen, kommen auch die harmlosen Flieger in unseren Alltag zurück und bereichern diesen, wenn wir uns Zeit nehmen.
Nehmen wir uns also Zeit. Wir setzen uns mit einem Getränk unserer Wahl auf den Balkon und genießen die ersten warmen Strahlen der Sonne. Wenn dann auf diesem Balkon noch ein Klangspiel aus Bambus hängt, kann das Schauspiel eigentlich schon beginnen.
Heimlich, still und vor allem leise haben sich, im letzten Jahr genau in den Bambusrohren des Klangspiels, harmlose Mitbewohner eingenistet. Ihren Einzug im letzten Jahr haben wir vielleicht noch nicht einmal bemerkt. Wir haben uns nicht die Zeit genommen die ersten warmen Sonnenstrahlen, mit einem Getränk unserer Wahl, unter dem Klangspiel zu genießen.
Es ist eine Biene um es genau zu sagen eine weibliche gehörnte Mauerbiene. Die offensichtlichen „Angreifer“ sind die dazu gehörigen Männchen. Diese warteten, von uns unbemerkt, schon ein oder zwei Tage auf des Schlüpfen des Weibchen. Nun wo sie endlich da ist, wird sie umschwärmt, bis eines der Männchen auf ihr landet und sofort beginnt sich mit ihr zu paaren, dabei wird es immer wieder von anderen liebestollen Männchen gestört, lässt sich aber nicht stören oder abschütteln.
Für uns überraschend fällt aus einer der Röhren des Klangspiels plötzlich ein Insekt und wird, sobald es sich berappelt hat, von etwas kleineren Insekten bedrängt.
Ein wildes Gesummsel und Gesummsel summ, summ, summ, Bienchen summ….
Wenn der Liebesakt vorbei ist, wird das Weibchen weiterhin von Männchen umschwärmt, aber keines landet mehr auf ihr. Sie hat jetzt anderes zutun. Das Weibchen muss Pollen und Nektar sammeln, neue Brutplätze in geeignete Höhlen oder eben Bambusstöcke finden. Sie muss bauen, Vorräte anlegen und Eier legen. Damit ist sie einige Wochen beschäftigt und wenn die Sonne direkt auf die Bambusröhren scheint, ist es ein schönes Schauspiel. Das Weibchen bepackt mit Pollen, Nektar oder Lehm kriecht in die ausgewählten Röhren baut und versorgt. Ab und zu schaut mal ein verspätetes Männchen vorbei und schwirrt, scheinbar enttäuscht umsonst herbei geflogen zu sein, mit all seiner Lust wieder ab. Das befruchtete und mit Nestbau und Eierlegen beschäftigte Weibchen scheint für sie nicht interessant. Für uns ist sie sehr gut zu beobachten, ein fleißiges Bienchen.
Zum erfolgreichen Paarung und damit verbunden einer gelingenden Aufzucht benötigten die Mauerbienen möglichst viele, verschiedene Blüten als Nahrungsquelle.
Umdenken für die harmlosen Flieger
Hier kommen wir Menschen ins Spiel. Das Anlegen einer Blühwiese ist keine Kunst, das Wachsenlassen einer solchen auch nicht. Wir müssen nur „ertragen“, dass die Gräser und Blumen in unserer Umgebung etwas höher und etwas wilder Gedeihen.
Gerade auf Brachflächen, von denen wir in der Friedrichstadt noch so einige haben, Parkanlagen (haben wir auch), Kleingartenvereinen (wie „Sand am Meer“ im Stadtteil) und den Innenhöfen können wir die kleinen harmlosen Flieger unterstützen. Sie unterstützen uns ja auch, denn sie befruchten Obstbäumen und tragen zu Vermehrung von Pflanzenarten bei. Nebenbei ist festzustellen, dass raspelkurz geschnittene Wiesen viel schneller austrocknen und somit die Erosion des Bodens gefördert wird.Damit verschwindet auch die Feuchtigkeit aus den darunterliegenden Erdschichten schneller.
Osmia cornuta
Doch zurück zu den gehörnten Mauernbienen (Osmia cornuta). Sie leben soltär, bilden also keine Völker und sie haben einen Lebenszyklus von einem Jahr. Sie gelten als vollkommen friedliche Gesellen, die viel lieber die Flucht ergreifen als ihren Stachel zu benutzen.
Die Männchen sind etwas kleiner als die Weibchen und an ihrer weisen Gesichtsbehaarung gut zu erkennen. Die Weibchen sind hummelähnlich, aber nicht ganz so plump. Am schwarzen Kopf und dem rostroten Hinterleib sind sie leicht zu erkennen.
Wollt ihr mehr über einheimische Bienenarten wissen so fragt doch einfach mal im Garten der Sinne an der Magdeburger Straße nach. In diesem Garten wurden von den fast 600 heimischen Bienenarten immerhin 250 nachgewiesen.