Was wollen Sie den steigenden Miet- und Energiepreisen entgegen setzen? Die Stadt Dresden erstattet Menschen mit Hilfebedarf einen bundesdurchschnittliche Betrag, obwohl die Kosten für Energie vom stadteigenen Energieversorger über dem Bundesdurchschnitt liegen?
Wir unterstützen als kommunale Maßnahme den sozialen Wohnungsbau der WiD, der neu gegründeten städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Wir sind überzeugt, dass mehr Wohnungen in der Hand von nicht profitorientierten Organisationen die Mietpreise langfristig dämpfen können. Im Wohungsbestand setzen wir auf schnellere energetische Sanierungen – so entstehen weniger Nebenkosten. Die Energiekosten, gerade auch bei den Preisen für Fernwärme können wir im Stadtrat leider nur sehr indirekt und langfristig beeinflussen, weil die Preise von vielen Faktoren abhängen. Wir setzen uns deshalb auch im Bundestag, im Landtag und dem Europäischen Parlament dafür ein, dass Energie nicht nur klimafreundlich zur Verfügung steht, sondern dass die Kosten gerecht und sozial gestaffelt verteilt werden.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Herausforderungen, denen die Friedrichstadt gegenübersteht, und wie gehen Sie damit um?
Die größte Herausforderung für die Friedrichstadt ist der einerseits erfreuliche Zuwachs an Friedrichstädter*innen, der andererseits aber auch bedeutet, dass Freiräume verschwunden sind und die soziale Infrastruktur nicht in ausreichendem Maße mitwächst. Wir haben uns u.a. für weitere Schulstandorte stark gemacht (Fröbelstraße, Freiberger Straße), wir haben uns für neue Räumlichkeiten für die Kita-Kinder bei riese efeu eingesetzt, wir werden weiterhin die Sozialarbeit im Stadtteil unterstützen, wir stehen für die sichere Finanzierung von kulturellen und stadtteilspezifischen Angeboten wie Riesa Efau oder der Rösslstube. Die Pflege der vorhandenen Spielplätze ist uns wichtig, genauso suchen wir Möglichkeiten, weitere Angebote zu schaffen (z.B. an der Magdeburger Straße, aber wo möglich auch direkt in den Wohnquartieren). Wir haben uns mit der „grünen Raumkante“ an der Schäferstraße und vielen neuen Straßenbäumen aktiv für mehr Grün im Stadtbild eingesetzt.
Was war ihr erfolgreichstes Projekt oder eines, was ihnen in der Friedrichstadt besonders am Herzen liegt?
Die Städtebauförderung für das Sanierungsgebiet Friedrichstadt hat in unserem Stadtteil sehr viel Gutes bewirkt. Hinzu kommen die Grünraum-Projekte wie der Weißeritzgrünzug, die grüne Raumkante, viele Spielplätze, das Sportangebot im Ostragehege sowie die Kulturförderung vor allem über Riesa Efau aber auch an anderen Orten im Stadtteil. Die Friedrichstadt hat und braucht vielleicht keine Leuchttürme, sie ist ein bunt schillerndes Mosaik.
Was hat Sie dazu inspiriert, sich für die Kommunalpolitik zu engagieren?
Seit ich als Kind auf den Schultern meines Vaters die großen Demonstrationen im Herbst 1989 erlebte, liegt mir „Politik von unten“ am Herzen. Als junge Erwachsene wollte ich den Kampf gegen überdimensionierte Verkehrsprojekte (Stichwort Waldschlösschenbrücke) auch politisch unterstützen und trat deshalb den Dresdner BÜNDNISGRÜNEN bei. Unter dem Motto „global denken, lokal handeln“ ein zufriedenes Leben führen zu können, das auch meinen Mitmenschen und den nachfolgenden Generationen Lebensqualität und Freiheit ermöglicht, ist mein privates und politisches Ziel. Ich finde, dass man das praktisch am besten in der Kommunalpolitik erreichen kann.
Die Friedrichstadt gehört zu den lautesten Stadtvierteln in Dresden. Die Ursache dafür ist der Verkehr. Wie wollen Sie zukünftig mit dem hohen Verkehrsaufkommen und all seinen Nebenwirkungen (Feinstaub, Parktplatzmangel, Dauerstau, unsichere Straßenquerungen, Verspätungen im ÖPNV) umgehen?
Wir finden den Vorschlag, einen Lärmaktionsplan in der Friedrichstadt umzusetzen sehr wichtig. Als GRÜNE ist unser Ziel außerdem, den Anteil des Autoverkehrs insgesamt zu senken. Derzeit werden für etwa ein Drittel aller Fahrten private Autos genutzt. Wir sind überzeugt, dass mit der Förderung von Fußverkehr, Radverkehr, und ÖPNV nur noch ein Viertel aller Wege mit dem Auto zurückgelegt werden muss. Wir verfolgen dafür u.a. das Konzept der 15-Minuten-Stadt, in der alle wichtigen Ziele des Alltags wie Arbeits- oder Ausbildungsplatz, Kultur- und Sportangebote innerhalb von einem 15-Minuten-Radius per Fahrrad von zuhause aus erreichbar sind.
Welche laufenden Projekte oder Initiativen setzen Sie aktuell in der Friedrichstadt um? Welche langfristigen Ziele haben sie für die Entwicklung der Friedrichstadt?
Der bereits erwähnte Lärmaktionsplan sollte beschlossen und umgesetzt werden. Wir wollen die Hauptstraßen wie Hamburger, Magdeburger, Schäferstr. oder Weißeritzstr. mit sicheren Radwegen und mehr Straßenbäumen verbessern. Wir werden uns für mehr Sport- und Begegnungsorte im Stadtteil einsetzen. Die Adlergasse kann vor der Gaststätte Stadt Riesa zu einer Zone mit Aufenthaltsqualität werden, an der Haltestelle Weißeritzstraße müssen die Fußwege breiter werden. Was wir nicht brauchen, ist ein überdimensionierter Hypermarkt im Gewerbegebiet an der Hamburger Straße, der noch mehr Verkehr in die Friedrichstadt zieht. Langfristig soll die Friedrichstadt lebendiges Zuhause für Familien und die bunte Mischung, die sie bereits jetzt prägt, bleiben.
Haben Sie übergeordnete Ziele für die Infrastruktur Entwicklung vor allem bezüglich Verkehr, Wohnraum und öffentlichen Einrichtungen in der Friedrichstadt?
Wir setzen uns für ein gutes Netz an Radwegen und einen zuverlässigen und für die Fahrgäste preisgünstigen ÖPNV ein. Die Parkplätze in der Friedrichstadt sollten nicht mehr umsonst zur Verfügung stehen. Viele Friedrichstädter*innen besitzen kein Auto, müssen über ihre Steuern den Parkraum der anderen jedoch mitfinanzieren. Wer ein Auto besitzt, hat hingegen oft Schwierigkeiten einen Parkplatz zu finden. Deshalb soll es Bewohnerparkzonen geben. Dabei ist uns wichtig Staffelpreise, u.a. nach Fahrzeuggröße, anzubieten.
Die Zahl der möglichen weiteren Wohnbaustandorte ist inzwischen relativ klein geworden. Neue Wohnprojekte sollten alle Generationen ansprechen, bezahlbare Mieten bieten, in ökologischer Bauweise und mit hohem Grünanteil ausgeführt werden.
Die wichtigste öffentliche Einrichtung der Friedrichstadt dürfte das Krankenhaus sein, für dessen Erhalt und Entwicklung wir uns stark machen. Es gibt weiterhin einen hohen Bedarf für Kitas, Grund- und weiterführende Schulen. Da stadtweit derzeit von einem Rückgang der Kinderzahlen auszugehen ist, ist der Spielraum für neue Einrichtungen klein. Wir kämpfen allerdings für den Erhalt der wohnortnah bestehenden Angebote im ganzen Stadtzentrum.
Die Friedrichstadt verzeichnet in der letzten Zeit einen eklatanten Anstieg von Vermietungen für Ferienwohnungen. Wie wollen Sie mit Wohnraummangel, vor allem in Bezug auf die vielen Ferienwohnungen in der Friedrichstadt, über das neue Zweckentfremdungsverbot hinaus, umgehen?
Das Zweckentfremdungsverbot muss dazu wenigstens erst einmal beschlossen werden. Dies scheitert voraussichtlich an der Zustimmung der konservativen und weiter rechts verorteten Parteien. Zwar ist die Stadtverwaltung beauftragt, eine entsprechende Satzung vorzulegen, ob diese im kommenden Stadtrat eine Mehrheit findet, ist noch offen.
Wie ist Ihre Position bezüglich einer Elbquerung vom Ostragehege (einem einzigartige Naturreservat) nach Pieschen trotz seines besonderen Schutzes?
Wir setzen uns für eine Fuß- und Radverkehrsbrücke ein, sie würde durch den verbesserten Anschluss an den Elberadweg auch dem überregionalen Rad-Pendelverkehr zugute kommen. Mehr Radverkehr ist Klimaschutz, ohne Klimaschutz kein Naturschutz – also ja zur Ökobrücke. Konkret auf der Ostrahalbinsel halten wir es außerdem für den geringeren Eingriff, mit einer Brücke den sensiblen Bereich der Elbwiesen zu überfliegen und am Messering anzubinden als mit einer Fähre auf beiden Elbseiten mit barrierefreien Zugängen erhebliche zusätzliche Versiegelungen und ein ziemlich unattraktives, für die DVB völlig unwirtschaftliches Angebot zu schaffen, das übrigens nur durch die Stimmen der AfD eine Mehrheit bekommen konnte.
Wie wollen Sie den Radverkehr in der Friedrichstadt stärken und fördern?
Das Radverkehrskonzept muss weiter umgesetzt werden, die größten Lücken gibt es derzeit in Ost-West-Richtung, bspw. an der Hamburger und Schäferstraße oder an der Cottaer Straße. Im Straßenraum sollte es mehr sichere Abstellmöglichkeiten zum Anschließen für Fahrräder geben, insbesondere wenn die Häuser keine ebenerdig erreichbaren Fahrradabstellräume haben. Für eine zum ÖPNV gut verknüpfte Mobilität wollen wir das MOBIbike-System der DVB erweitern mit mehr Fahrrädern, weiteren Bediengebieten und zusätzlichen Lastenrädern. Wir unterstützen außerdem über die Stadtbezirksförderung auch die Anschaffung freier Lastenräder zum kostenlosen Verleih für alle durch Inititativen und Vereine.
Herzliche Grüße!
Anne Austen ( Bündnis 90/Die Grünen)
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