Die Geschichte von Karl von Kraus (1905 bis 1968) belegt, dass es einfach es war von der SS zu Stasi zu wechseln.
Karl von Kraus kam 1905 in Prag zur welt. Sein Vater war der Germanist Carl von Kraus.
Er erlebte die Krisenjahre der Weimarer Republik als Mitglied des rechten Bundes „Oberland“ war 1923 am Hitler-Putsch beteiligt. 1924 nahm er in München ein Medizinstudium auf, welches er 1929 erfolgreich abschloss.
In dieser Zeit entwickelte sich seine Begeisterung für das Bergsteigen und ab 1922 war er Mitglied des Alpenvereins und der Bergwacht. Ab 1926 engagierte er sich im Gebirgsunfalldienst des Bayerischen Roten Kreuzes. 1929 nahm er an der ersten deutschen Himalaya-Expedition auf den dritthöchsten Berg der Welt, den Kangchendzönga, teil.
Nach seiner Rückkehr begann er als Arzt in München und Greifswald zu arbeiten. Im November 1933 trat er der Sturmabteilung (SA) bei. Er war Mitglied der Leibstandarte der SA und wurde recht schnell zum Truppführer (Sturm 38). Ab 1934 übernahm er eine hauptamtliche Tätigkeit für die SA. Von Berlin übernahm er die Leitung der medizinische Betreuung von Lagern in denen Studenten eine vormilitärischen Ausbildung bekamen. Mit der Übernahme der Lager durch die Wehrmacht nach dem Röhm-Putsch und Entmachtung der SA (1934)kehrte Kraus 1935 nach München zurück. Hier arbeite er als Assistenzarzt in einer Münchner Klinik.
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Bergretter
Kraus war weiterhin in der Bergrettung aktiv. 1937 scheitere ein Versuch den Nanga Parbat zu besteigen und brach Kraus, gemeinsam Paul Bauer, zur Bergung der verunglückten Bergsteiger in den Himalaja auf. Die Bergungsaktion wurde von einer breiten medialen Berichterstattung begleitet und sicherte von Kraus in Bergsteigerkreise eine gewisse Prominenz. Doch nicht nur in Bergsteigerkreisen erfuhr er Anerkennung, wegen seiner „hervorragenden bergsteigerischen Leistungen“ wurde er „ehrenhalber“ in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) und die Schutzstaffel (SS) aufgenommen. Ab 1937 war er als V-Mann für den SD im Leitabschnitt München auf dem Gebiet der Volksgesundheit tätig und er war Mitglied im „Lebensborn“ und weiteren NS -Organisationen wie dem NS -Dozentenbund, der Deutschen Arbeitsfront oder der NS -Volkswohlfahrt.
Die Kriegsjahre
Am Ende der 30er Jahre konzentrierte sich Kraus auch seine berufliche Kariere. Er wurde 1938 wurde er zum stellvertretenden Landesführer des Deutschen Roten Kreuzes in Bayern. Ebenfalls 1938 Jahr übernahm er ehrenamtlich die Leitung der Deutschen Bergwacht. Mit Beginn des Krieges wurde er Unterarzt und später Stabsarzt bei der 1. Gebirgsjägerdivision der Wehrmacht. Im Jahr 1944 erklärte man ihn für unabkömmlich (uk) und so vom Dienst an der Front entbunden. Kurz darauf war er im Auftrag des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes am Gefangenenaustausch beteiligt. Nach Kriegsende, im Mai 1945, kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde zuerst Garmisch-Partenkirchen interniert.
Ende der 30er Jahre konzentrierte von Kraus sich auf seinen beruflichen Aufstieg. 1938 wurde er zum stellvertretenden Landesführer des Deutschen Roten Kreuzes in Bayern ernannt. Im selben Jahr übernahm er ehrenamtlich auch die Leitung der Deutschen Bergwacht. Mit Kriegsbeginn wurde er als Unterarzt, später Stabsarzt bei der 1. Gebirgsjägerdivision der Wehrmacht eingesetzt. 1944 wurde er unabkömmlich (uk) gestellt, d.h. vom Dienst an der Front entbunden. Danach war im Auftrag des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes am Gefangenenaustausch beteiligt.
Im Mai 1945 kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde in Garmisch-Partenkirchen interniert.
in der DDR
1958 siedelte von Kraus von der BRD in die DDR über, er fühlte sich vom Gesundheitssystem und den sozialen Verhältnissen in der BRD enttäuscht. Kraus kam nach Dresden.Er fand eine Stelle in der Poliklinik am Sternplatz, natürlich wurde der Facharzt in Dresden mit offenen Armen empfangen. Viele Ärzte hatten die DDR verlassen und die DDR brauchte Ärzte. Er wurde in verschiedenen Medien für seine Läuterung von der Nazi Vergangenheit und seinem Wandel zu einem vorbildlichen sozialistischem Arzt gelobt.
Kraus war dies aber nicht. Er kam betrunken zur Arbeit, wies bestellte Patienten ab, ließ Hausbesuche ausfallen und leistete sich fachliche Fehler. Mit diesem Wissen kam die Stasi auf den Gedanken, dass von Kraus „Schädlingstätigkeit auf dem Gebiet des Gesundheitswesen durchführt“. Für von Kraus hatte das alles keine beruflichen Konsequenzen.
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Die RIAS-MELDUNG
Am 24. Juli 1962 verbreitete der West-Berliner Rundfunksenders RIAS eine Meldung und die Stasi musste schnell handeln. In dieser Meldung ging es um Karl von Kraus, der nun nach seiner Übersiedlung nach Dresden, als ein leuchtendes Beispiel für das DDR Gesundheitswesen war. Seiner NS-Vergangenheit holte Karl vo Kraus ein. Der RIAS vermeldete Kraus sei nicht nur Mitglied in der SA , der SS und dem Lebensbornverein gewesen, sondern er hätte im Reichssicherheitshauptamt, direkt mit dem Organisator des Holocaust, Adolf Eichmann, gearbeitet.
Kraus bestritt die Vorwürfe vehement, doch schon bei dem Gedanken, dass ein Teil der RIAS-Meldung der Wahrheit entspricht, alarmierte die Stasi. Eichmann war einen Monat vorher in Jerusalem hingerichtet worden. Der Eichmannprozess bewegte die Welt immer noch. Ein möglicher Kriegsverbrecher macht in der DDR Karriere, dass passte nicht zum offiziellen antifaschistischen Selbstverständnis der DDR. Die Staatssicherheit begann nun in der braunen Vergangenheit von Kraus‘ nachzuforschen.
Am Beginn des Jahres 1963 ordnete die Bezirksverwaltung der Stasi in Dresden seine Versetzung in das Krankenhaus Friedrichstadt an. Weitere Schritte wurden nicht eingeleitet, trotz fachlicher Mängel und NS-Vergangenheit. Im selben Jahr beschloss die Stasi, ihn als Geheimen Informator (GI), den Vorläufern der Inoffiziellen Mitarbeiter (IM), anzuwerben.
Seine Zugehörigkeit zur „medizinischen Intelligenz“ und persönlichen Kontakte zu Mitarbeitern des Zentralinstituts für Kernforschung in Rossendorf machten ihn zu einem attraktiver Zuträger. Kraus NS-Vergangenheit spielte dabei keine Rolle. Unter dem Decknamen „Sternberg“ über Bergsteigerfreund Bauer, seine Kollegen der Poliklinik am Sternplatz und seine Bergsteigerkollegen des SC Einheit.
In einer konspirativen Wohnung traf sich Kraus aller vier bis sechs Wochen mit einem Stasi-Mitarbeiter. Zu den Treffen erschien er regelmäßig und seine Berichte schrieb er selbst.
Ende 1967 endete Zusammenarbeit der Stasi mit von Kraus, er konnte krankheitsbedingt nicht mehr in seinem Beruf arbeiten und war somit wertlos geworden.
Kraus verstarb im Alter von 63 Jahren in Dresden. Seine vollständige Lebensgeschichte ist bei demStasi-Unterlagen-Archiv nachzulesen.
Diesen Beitrag veröffentlichen wir auch in Anbetracht der Tatsache das die Stasi am 08. Februar vor 75 Jahren gegründet wurde.