Wenn auf dem Vorplatz des Bahnhof Mitte Handwerker auftauchen, kann dies nur ein Zeichen für den geplanten Umbau des Bahnhofs sein.

Schon lange planen die Verantwortlichen der Bahn eine bauliche Veränderung an der Bausubstanz. Jedoch wurde ein Baustart immer wieder mit Blick auf die bauliche Situation am Hauptbahnhof verschoben.
Die Handwerker, die dieses Mal in den historischen Gemäuern des Bahnhofes beschäftigt waren, gaben sich deutlich gesprächiger als alle die wir vorher gefragt hatten.

Die Männer mit den Lasermessgeräten und der technischen Ausstattung zum Ausmessen von Traglasten und Mauerfestigkeit und -feuchtigkeit hatten grobe Zeichnungen dabei. Anhand dieser setzten sie ihre Messgeräte ein und notierten ihre Ergebnisse in lange Tabellen.
Aus dem Gespräch mit ihnen konnten wir entnehmen, dass die Pläne der Bahn vorsehen, den vernachlässigten Bahnhof deutlich aufzuwerten und noch besser in des Nahverkehrsnetz der Stadt und des Umlandes einzubinden.
Um die Handwerker etwas gesprächiger zu machen, luden wir sie kurzer Hand zu einem Mittagsbier und einer „Bockie“ am Bäcker im Bahnhof ein und damit war die Mauer des Schweigens gebrochen.
Sie fingen an zu erzählen. Ihren Berichten war zu entnehmen, dass die Pläne vorsehen die Gleise wieder zu überdachen. Das Doch soll aber nicht dem historischem Vorbild folgen, vielmehr würden derzeit drei Varianten geprüft.
Umbau Bahnhof Mitte Variante 1
Auf die alten Gemäuer wird ein leicht gebogenes Dach (historisch angelehnt) gesetzt und diese wird aus Solarmodulen bestehen. Das macht Sinn, steht der Bahnhof doch erhöht und ist somit der Sonneneinstrahlung ganztägig ausgesetzt.

Bahnhofsumbau Variante 2
Der Bahnhof bekommt ein nach Süden geneigtes Flachdach. Dies würde die Ausnutzung der Sonnenenergie noch steigern. Die Sonne geht über der Innenstadt auf, erreicht ihren Höhepunkt und geht in Richtung Gorbitz wieder unter.

Bahnhofsumbau Variante 3
Variante 3 ist die Kombination aus den Varianten 1 und 2. Denkbar ist ein Dach, welches den Lauf der Sonne optimal ausnutzt. Dazu benötigt es aber eine Krümmung (Ost-West) und eine Neigung nach Süden. Diese Variante ist aber die kostenintensivste, auch wenn so die optimale Ausbeute an Solarenergie entstehen würde.
Nachhaltiger Bahnhof
Durch den Einsatz eines Solardaches könnte der Bahnhof seinen Energiebedarf vollständig selbst decken. Es wird so ein Objekt entstehen, das bundesweit (wenn nicht gar weltweit) Vorbildwirkung hat. Die Solarmodule sollen in der Region entwickelt und gebaut werden. Auch die Instandhaltung des Daches sollen regionale Anbieter übernehmen. Somit wird eine Wechselbeziehung zwischen regionalem Gewerbe und regionalem Verkehr geschaffen.
In den unter den Gleisanlagen befindlichen Räumen werden (wie schon lange geplant) Einkaufsgelegenheiten und Gewerbeflächen entstehen. Diese sollen ebenfalls vor allem regionalen Anbietern, Kleinstgewerken und Kunstschaffenden zugute kommen und das zu günstigen Preisen.

Zukunftsbilder
„Die Aufwertung des Bahnhofs Mitte zu einem regionalen Verkehrsknotenpunkt wird die beiden anderen Bahnhöfe in Dresden entlasten und nur noch zu Stationen für Fern- und Durchgangsreisende werden lassen. Die Nähe zum Stadtzentrum und die sehr gute Anbindung zum ÖPNV sprechen immer mehr für die Neuausrichtung des Bahnhof Mitte“ heißt es aus gut informierten Quellen.
Markttage
Dass die Fläche an der Friedrichstädter Seite des Bahnhofes in früheren Zeiten einmal als Marktfläche genutzt wurde, ist bekannt. Im Zuge des Umbaus am Bahnhofsgebäude wird ebenfalls über eine Neuansiedelung eines Marktes nachgedacht. Der „Lingner Markt“ wird über kurz oder lang auf Grund seiner schlechten Erreichbarkeit und dem Steigen der Grundstückpreise in der Innenstadt der Vergangenheit angehören. Geplant ist nun die Fläche am Bahnhof Mitte für die Ansiedelung eines Innerstädtischen Marktes zu ertüchtigen. Das bedeutet alle für den Marktbetrieb nötigen Medien, Strom, Wasser, W-LAN und Toiletten werden geplant und angelegt.

Zeitplan
Noch in diesem Jahr werden die Planungen abgeschlossen sein. Die Ausschreibungen für die Dachgestaltung laufen schon und Mieter:innen für die Flächen werden schon gesucht.
In der Sitzung des Stadtrates am 1. April 2026 sollen die Pläne dem Stadtrat zu einer ersten Lesung vorgelegt werden. Die abschließende Planung beginnt mit einer ausführlichen Projektvorstellung im Stadtbezirksbeirat Altstadt am 1. April 2027.