Ein berühmter, wegweisender Architekt ist am 05.02.2024 von uns gegangen. Die Rede ist von Peter Kulka, der am 20.07.1937 in Friedrichstadt geboren wurde.
DDR-Zeit
Kulka war vielseitig gebildet; so hat er nicht nur in Weißensee beim Bauhaus-Schüler Selman Selmanagic Architektur studiert, sondern auch vorher eine Maurerlehre und Ingenieursausbildung absolviert. In den Anfängen der DDR machte er eine Untersuchung für Kaufhäuser in großen Städten in Ostdeutschland, auf die möglicherweise die Wabenstruktur des Centrum Warenhauses (heute Centrum Galerie) zurückgeht. 1965 flüchtete er jedoch aus dem sozialistischen Staat. Dazu sagte er: „Ich bin 1965 aus der DDR geflohen, nach dem Mauerbau, und hab´ eine ganz andere Entwicklung genommen […]. Aber nach meiner Rückkehr hier fand ich dann eben unter anderem das Centrum Warenhaus vor, mit Waben.“ (Weltverdopplungsstrategien, 30)
BRD-Zeit
Vorher hatte er jedoch in der BRD zahlreiche Spuren hinterlassen. Seit 1969 freier Architekt, der auch an der Hochschule dozierte, ließ er sich weder auf eine bestimmte Formensprache noch Bauaufgabe festlegen. So baute er an so unterschiedlich in Erscheinung tretenden Gebäuden wie der Universität Bielefeld und dem Maternushaus in Köln mit. Sein Baustil wird dabei wie folgt beschrieben: „Die entschiedene Absage an ein Nachempfinden vormoderner Tradition kennzeichnet nicht nur Kulkas Neubauten, sondern auch seine Adaptionen historischer Gebäude.“ (Bauwelt, 3)
Ein interessanter Architekt in Dresden
Nach der Wende kehrte er nach Dresden zurück und gestaltete in den 90er-Jahren den Sächsischen Landtag mit. Die Liste der Bauten, an denen er seine Handschrift hinterließ, ist lang: die Lingnerstadt, der Ostflügel des Dresdner Schlosses, das Hygienemuseum…
Sein Bild von der Stadt kann als idealistisch und organisch bezeichnet werden: sie sei „ein lebendiger Organismus, der ständig verändert werden muss.“ (Weltverdopplungsstrategien, 32) Er betrachtete Gebäude in einem Ort auch als Plätze des Diskurses und der Bildung: „[…] Bauwerke, über die nicht geredet wird, sind meiner Ansicht nach letzten Endes anonyme Bauwerke.“ (ebenda 36f.) Und auf einer Podiumsdiskussion zu seinem Neubau an der Weißeritzstraße gab er zu bedenken: „Architektur ist Bildung“. Der Neubau am Bahnhof Mitte war und ist Ausgangspunkt für viele Diskussionen zwischen Passanten – die Einen finden ihn toll, für die Anderen ist er ein Schandfleck. „Architektur ist Bildung“…er führte damals weiter aus: „denn sie regt zum Meinungsaustausch und Debatten an und dieses Miteinanderreden, bedeutet Meinungen zu hören und zu äußern und das ist Bildung.“
Ein Hausbauer mit Profil
Peter Kulka war ein Architekt mit Profil, der sich Diskursen und Diskussionen ausgesetzt und sich für eine starke Haltung ausgesprochen hat: „[…] eine Haltung, die dem Ort verpflichtet ist, der Aufgabe, und natürlich auch der eigenen Philosophie – etwas zu entwickeln, was auch ein bisschen Freude macht, was eine gewisse Sinnlichkeit hat, und nicht nur ein Haus ist, was einfach hingestellt wird.“ (Weltverdopplungsstrategien, 40) Manchmal hat er auch Bauaufträge abgelehnt, die ihm nicht gefielen. Hoffentlich bleibt dieser kompromisslose Geist Dresden ein Stück weit erhalten.