Die Warenhauskette GLOBUS plant an der Hamburger Straße und Bremer Straße einen Hypermarkt mit 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Dieses Grundstück wurde dem Warenhauskonzern als Ausgleichsgrundstück für den gescheiterten Standort Leipziger Bahnhof angeboten.
Schon seit 15 Jahren versucht die Holding aus Saarbrücken im Stadtgebiet Dresden einen großflächigen Markt zu etablieren.
Nach vehementer Bürgerwehr aus den Stadtteilen Pieschen und Neustadt, sah die Stadtverwaltung wohl das kleinere Übel im Stadtviertel Friedrichstadt. Doch auch hier erhält die Warenhausansiedlung eine Rote Karte von den Stadtbezirksbeiräten Altstadt und Cotta.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN können sich einen kleineren Markt mit 3.500 Quadratmetern Verkaufsfläche und insgesamt 5.000 Quadratmetern Nutzfläche in der Friedrichstadt vorstellen. Dafür muss GLOBUS sein Konzept verändern.
GLOBUS in der Friedrichstadt
Ein Positionspapier der Stadtratsfraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN kritisiert die Größe der Ansiedlung des GLOBUS-Marktes in der Friedrichstadt.
Der Einzelhandel steht nicht erst seit Corona unter großen Druck, sondern der Onlinehandel floriert und stetig steigende Mieten sorgen für immer mehr Leerstand im gesamten Stadtgebiet. Mit 1,7 Quadratmeter Handelsfläche pro Kopf ist Dresden Spitzenreiter unter den deutschen Großstädten.
Derzeit wird in den Fachausschüssen des Stadtrats das Einzelhandels- und Zentrenkonzept beraten. Dieses sieht neben den riesigen Einkaufsarealen Elbepark und Kaufpark Nickern den GLOBUS-Markt in der Friedrichstadt vor. Dabei handelt es sich nicht um einen einzelnen Supermarkt, sondern um die Ansiedlung einer gigantischen Shoppingmall, keine drei Kilometer vom Altmarkt entfernt.
Das ist wie ein Raumschiff, dass in der Stadt landet.
Thomas Löser Stadtrat BÜNDNIS 90/DIE GRÜNE
Integrierte Standortentwicklung
Das Grundstück liegt in einem wichtigen Gewerbegebiet. Die Stadtbezirksbeirätin Susanne Krause erklärt, GLOBUS betreibt keine integrierte Standortentwicklung in der Friedrichstadt, wie das die aktuelle Landes- und Stadtentwicklung und die Raumformforschung für Dresden empfehlen. Diese strebt eine gemeinwohlorientierte Mehrfachnutzung der Fläche durch Ateliers, Probenräume, Lagerräume für Kreative, lokales Handwerk oder Ähnliches zu günstigen Mietpreisen an.
Verkehrskonflikte Hamburger und Bremer Straße
Mit einem Überangebot an Parkplätzen zielt der Einkaufskomplex einseitig auf autofahrende Kunden ab. Dadurch erzeugen die Einkaufszentren ein erhebliches zusätzliches Verkehrsaufkommen. Damit verbunden sind mehr Staus, steigendes Unfallrisiko, Lärm und ein erhöhter CO₂-Ausstoß in die Luft.
Erheblich mehr Verkehr ist auf der Bremer Straße (B6) und der Hamburger Straße zu erwarten. Außerdem können abbiegende Fahrzeuge in Konflikt mit der Straßenbahnlinie 1 geraten. Rückstaus zur Flügelwegbrücke und auf den 26er-Ring sind zu erwarten.
Die Grünen schlagen vor, die Verkehrsanbindung für Kunden- und Lieferverkehr über die Bremer Straße einzurichten und die Buslinie 68 auf die Bremer Straße zu verlegen. Derzeit sind das Gewerbegebiet und die Friedhöfe nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Radwege müssen auf die Hamburger und die Bremer Straße gebaut werden.
Fachkräftemangel – Wer findet Personal?
Die Grünen sehen in der GLOBUS-Ansiedlung als Hypermarkt eine deutliche Gefahr für den Einzelhandel in der Innenstadt und prophezeien weitere Leerstände und Verödung der Innenstadt. Zudem wird sich der Fachkräftemangel bei regionalen Anbietern und inhabergeführten Unternehmen durch Abwerbung verschärfen.
Aus BÜNDNISGRÜNER Sicht ist der Fokus auf großflächigen Einzelhandel eine schwerwiegende Fehlentwicklung der Nachwende-Stadtentwicklung.
Parkhaus statt Parkflächen
GLOBUS plant 500 kostenlose Parkplätze als Fläche direkt am Einkaufszentrum. Parkplätze sollen platzsparend in einem Parkhaus untergebracht werden. Des Weiteren fordert die Fraktion Dach- und Fassadenbegrünung in Kombination mit Fotovoltaikanlagen. Das Regenwasser muss gesammelt und Naturschutzausgleichsmaßnahmen auf dem Grundstück sollen durchgesetzt werden.
Kommt GLOBUS überhaupt in die Friedrichstadt?
Das Positionspapier macht deutlich, die Grünen lehnen generell die krebsartige Ausbreitung von riesigen Einkaufszentren und die Erhöhung des Autoverkehrs in der Stadt ab.
Das Gelände am Leipziger Bahnhof wurde unter Denkmalschutz gestellt. Für GLOBUS dürfte es zunehmend unattraktiver sein, den Alten Leipziger Bahnhof überhaupt noch in Betracht zu ziehen. Allerdings ist der Flächentausch zwischen Neustadt und Friedrichstadt noch nicht unter Dach und Fach. Sollte es nicht dazu kommen, droht ein weiterer Verfall des Geländes Leipziger Bahnhof und die schönen entwickelten Konzepte von Wohn- und Kreativraum, gepaart mit Erinnerungsort zu scheitern.
friese-Journal stellt sich die Frage, warum wird GLOBUS eine so riesige Ausgleichsfläche am Stück überhaupt von der Stadt angeboten? Können diese Flächen nicht kleiner und unzusammenhängend sein?
Die GLOBUS Holding bewegt sich in den letzten 15 Jahren keinen Schritt auf die Stadt Dresden zu. Sie hält am Megamarkt fest, obwohl Stadtbezirke sich klar gegen ein Großeinkaufszentrum positionieren und die Stadt sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat.
Warum sind die anderen Parteien nicht mutiger und gestalten ihre Stadtentwicklung und Raumplanung selbst, statt sie sich von einem Großkonzern diktieren zu lassen?