Filmrezension: „Wunderschöner“

Schweigen oder Reden? Sich abfinden oder kämpfen? Kämpfen oder aufgeben, loslassen? Diese und viele mehr Fragen werden in Karoline Herfurths neuem Werk „Wunderschöner“ verhandelt.

Der Film ist die Fortsetzung von der Komödie „Wunderschön“. Ich würde diesen Film jedoch nicht als Komödie, sondern als Drama bezeichnen.

Copyright: © 2024 Hellinger / Doll Filmproduktion GmbH / Warner Bros. Entertainment GmbH / Anne Wilk

Worum geht es? Im Mittelpunkt des Streifens stehen, wie schon letztes Mal, vor allem Frauen. Manche kennen wir schon, manche kommen dazu. Wie immer etwas tollpatschig und liebenswert spielt Karoline Herfurth die Mama Sonja, die mit ihrem Partner (Friedrich Mücke) mittlerweile in Trennung lebt, aber sich wegen der Kinder arrangieren muss und immer noch Gefühle für ihn hat. Ihre Lehrerinnenfreundin Vicky (Nora Tschirner) gibt den eigenwilligen, auf ihre Weise charmanten Gegenpart. Ebenfalls bekannt aus dem ersten Film der Reihe ist das ehemalige Model Julie (Emilia Schüle), die nun beruflich in einer Medienagentur neu durchstarten möchte, aber mit harten Herausforderungen zu kämpfen hat.

Neu eingeführt werden Nadine (Anneke Kim Sarnau) und ihre Familie, die durch ein allzu normales, aber bitteres Ereignis auf eine harte Probe gestellt wird.

Der Film ist lang, kam mir aber nicht lang vor. Er ist teilweise sehr schnell. Währenddessen gibt es viele lustige und erhebende Momente, aber auch sehr, sehr ernste. Übergriffigkeiten, Unverschämtheiten und vor allem sexualisierte Gewalt gegen Frauen nehmen viel Raum ein. Die Stärke des Werks besteht darin, diese Genderfragen nicht lehrbuchmäßig abzuhandeln, sondern gut einzubetten und zu benennen und das auch mit einem Herz für Jungs und Männer. FSK 12 finde ich angesichts mancher Dinge, die man zwar nicht sieht, aber hören muss, eigentlich zu niedrig. Oder vielleicht bin ich zu altmodisch und die Teenie-Generation von heute hat in puncto Sex sowieso schon alles gehört und gesehen?

Viele Szenen spielen in der Schule, in der Vicky als Lehrerin scheinbar einsam und allein die Rechte und Bedeutung von Frauen künstlerisch aufgreift. Ihr Gender-Kunstprojekt und den Männer-Workshop ihres neuen Kollegen finde ich auf eine besondere Art berührend, zeigen sie doch, wie wichtig und auch ganz schön herausfordernd es ist, aufmüpfigen Jugendlichen solche Themen zu vermitteln.

Manche Figur in der Geschichte kommt etwas plakativ oder unrealistisch daher. Und wie schon in „Wunderschön“ gibt es am Ende überdimensional viel Einsicht in die eigenen Fehler und zahlreiche Happy Ends. Das kann man bemängeln, aber in diesen Zeiten auch schön finden. Eine weiter Schwäche des Streifens ist, dass man ohne Kenntnis des Vorgängers vieles nicht so schnell nachvollziehen kann. Hier wären ein paar gezielte Rückblenden hilfreich gewesen.

Wer sich immer denkt, „Aber die Frauen sollten sich doch zusammenschließen“, kommt hier auf seine Kosten. Schwesternschaft und Solidarität werden gefeiert, der teils abgründige Realitäts- am Ende mit einem visionären Blick sinnvoll ergänzt. So dass ich den Film abschließend als gekonnt gemacht und sehr relevant und wertvoll bezeichnen möchte.

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