Am neuenstandenen Wohnquartier am Ostravorwerk wurde der Bauzaun ersetzt. Nun sind verschiedene Einblicke in das Neubaugebiet möglich.
Seit einigen Tagen ist die, schon sehr alte unansehnliche, Wellblechabsperrung, rund um das Ostravorwerk verschwunden. Sie wurde durch einen Drahtgitterzaun ersetzt und gibt nun den Blick in die neuen Sichtachsen durch das Gebiet frei.
Geschichte 1
Das Ostravorwerk war einst ein landwirtschaftliches Anwesen in unserem Stadtteil das vorwiedend für die Versorgung des kurfürstlichen Hofes sorgte.
Es war einst ein größeres landwirtschaftliches Gut neben der alten Weißeritzmündung und gehörte bis 1535 Herzog Georg dem Bärtigen, danach dem Freiberger Münzmeister Dr. Georg von Kommerstädt.

1550 kaufte der sächsische Kurfürst Moritz das Gut mit allem dazugehörenden Land. Nach seinem Tod (11. Juli 1553) übernahm sein Bruder Kurfürst August das Areal und baute es in einen modernen landwirtschaftlichen Großbetrieb zur Versorgung des Dresdner Hofes um. Von den Meißner Bischöfen kaufte er 1559 auch das Dorf Ostra und siedelte dessen Bewohnerinnen und Bewohner nach Zschertnitz und Neuostra um. Alles mit dem Ziel das Vorwerk umbauen und erweitern zu können.
Den Kern des Betriebes war das aus mehreren Gebäuden und Höfen bestehende eigentliche Vorwerk an der heutigen Friedrichstraße 60 mit Viehhof, Ställen, Scheunen und Verwaltungsbauten. Es gehörten auch ca. 600 Hektar Nutzfläche zum Ostravorwerk. Die Bauern aus der Umgebung mussten zu regelmäßigen Pflug-, Spann- und Handdiensten verpflichtet.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) arbeiteten auch böhmische Glaubensflüchtlinge auf den Feldern des Gutes. Sie wurden in den bis heute bekannten (sogenannten) „Drescherhäusern“ untergebracht waren.
Geschichte 2
Im Verlauf des 18. Jahrhundert lies die Versorgungsaufgabe des Gutes für den Hof nach. Die landwirtshaftlichen Flächen des Gutes wurden nun als Fasanerie und Tiergarten (Menagerie) genutzt. Es wurden neben Rindern, Schweinen und Schafen auch exotische Arten wie Rebhühner, Biber, Büffel und zeitweise sogar Kamele gehalten.

Durch die fortschreitende Bebauung der Friedrichstadt trat die landwirtschaftliche Nutzung immer weiter in den Hintergrund. In die stehengebliebenen Gebäude zogen Werkstätten zur Herstellung von Molkereiprodukte ein. Die Pächter des Geländes wohnten in der 1835 erbauten Villa Friedrichstraße 62.
1917 endete die Zeit des Vorwerks als Landwirtschaftlicher Betrieb, die früheren Ställe und Scheunen wurden an die Dresdner Transport- und Lagerhaus-Gesellschaft vermietet. In der Deutschen Fotothek finden sich einige sehr schöne Bilder des gesamten Geländes.
Nach dem Bombenangriffen auf Dresden war von den Gebäuden nicht mehr viel übrig. Nur eine Scheune und der frühere Kuhstall blieben bis heute erhalten und stehen. Sie stehen, wie die Pächtervilla Friedrichstraße 62, unter Denkmalschutz.
In der DDR wurde das Grundstück durch den Sekundärrohstoffhandel SERO und nach 1990 durch eine Recyclingfirma genutzt.


Am 18. April 2012 beschloss der Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Dresden die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans für das ehemalige Ostravorwerk. Dieser sah vor, das Gelände mit modernen Wohnhäusern zu bebauen. Die beiden verbliebenen historischen Restbauten sollen saniert und in das Konzept einbezogen werden sollen.


Heute und Zukunft
Nun also ist das Projekt fast fertig und erwartet die ersten Mieterinnen und Mieter. Fast vergessen ist die Diskussion um das Bauvorhaben, fast vergessen auch die dazu verfasste Petition.
Fakt ist, dass sieben neue Wohnhäuser enstanden sind und zwei denkmalgeschützte Gebäude erhalten wurden. Es befinden sich nun insgesamt 322 Wohnungen , acht Gewerbeeinheiten, zwei Bürogebäude und eine Kita auf dem Gelände. Wer die Kita betreiben wird ist schon klar, es wird der Kinderladen Riese Efeu e.V.. Auf dessen Homepage ist der Umzug schon angekündigt und es wird auf die anstehenden Veränderungen hingewiesen.


Wir begrüßen die neuen Menschen im Stadtteil und hoffen sie fühlen sich bei uns wohl.
