BÖHSE ONKELZ

Schon wieder wird es in der Friedrichstadt und den umliegenden Stadtteilen sehr laut. Es kommen Böhse Onkelz und spielen am 23. und 24 August in der „Rinne“, dem Open Air Gelände an der Messe.

Nach den Auftritten von Rammstein und AC/DC, die dieses Jahr hier in der Friedrichstadt auftraten, folgen nun die Böhsen Onkelz.

Doch diesmal ist es anders, keine Werbetafeln und keine Poster werben im Vorfeld für Veranstaltungen. Bei früheren Auftritten der Band in Dresden (z.B. am 31. August 2022 in der Messe) war dies ähnlich. Die Konzerte wurden lediglich in einschlägigen Musikmagazinen, Rolling Stone, Metal Hammer usw. und im Internet angekündigt.

Okay, sie sparen Ressourcen, verschwenden kein Papier, setzen auf neue Medien und auf die Treue ihrer Anhängerinnen und Anhänger. Die Ankündigung der Konzerte erreichte scheinbar mühelos und schnell die Fans der Band.

Nach Informationen von der Homepage der Band sind beide Konzerte in Dresden schon länger ausverkauft.

Sammeln wir mal die Fakten über BÖHSE ONKELZ

die Band

Die vier Herren sind mittlerweile zusammen 243 Jahre alt und längst keine Unbekannten mehr.

Die Hessen spielen seit 1980/81 zusammen und ein Blick in ihre Bandgeschichte offenbart viel Hoch und Runter.

Ihre ersten Aufnahmen machten sie in Berlin bei einem Punk-Rock-Label.

Nicht verwunderlich, im Alter von 16 bzw. 17 Jahren waren sie Punks, mit grünen Haaren und allem drum und dran. Sie hören die Musik der Ramones, der Sex Pistols, der Stranglers und Anderer. Von kleineren Nachbarjungen werden sie auf Grund ihrer grün gefärbten Haare, als böse Onkels bezeichnet.

Es folgten die ersten Auftritte, durch diese gelangten die Onkelz zu ihrem Ruf asozial bis rechtsradikal zu sein. Die Ursache dafür waren nicht nur die heftigen Wutausbrüche der Musiker während der Auftritte, es waren vor allem die Texte. Die Onkelz selber sahen sich damals als Punkband und mehr oder weniger in der Tradition von Slime und Abwärts.

Die Punk-Szene damals rückte politisch immer weiter nach links oder wurde zu kommerziellen Modetrend rückte. Die Onkelz wollten beides nicht.

Oi-Punk

Durch das Aufkommen des ursprünglich unpolitische Oi-Punk („oi“ = hey) von musizierende Hooligans aus England, fühlen sich die ONKELZ endlich auch musikalisch angekommen. Die Oi! Musik in ihrer ursprünglichen harten und direkten Art hatte es ihnen angetan. Das diese Szene sich immer weiter nach rechts radikalisierte interessierte sie erst einmal nicht. Sie wollten ihre Musik machen und sich nicht politisch vereinnahmen lassen.

In den folgenden Jahren veröffentlichte die Band mehrere Aufnahmen (auf Kassette) mit ausländerfeindlichem Inhalt. Diese Aufnahmen verbreiteten sich recht schnell in der Skinhead und Neonazi Szene. Im Sommer 1983 fand das erste Konzert der Band vor ungefähr 50 Menschen aus der Skinhead-Szene statt.

Mitte Mai 1984 folgte das ersten Studioalbums (Der nette Mann) bei dem Label Rock-O-Rama. Im August 1986 wurde das Album von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS) indiziert und kurz danach bundesweit beschlagnahmt. Ein Totalverbot für seine Verbreitung. Durch Schwarzkopien verbreitete es sich in der Oi!-Szene und so stieg das Interesse der Öffentlichkeit an dem Album.

httpswww.printables.comdemodel133757-onkelz-led-shieldfiled CC BY-SA 4.0

BÖHSE ONKELZ die Distanzierung

In den Jahren 1984/1985 distanzierte sich die Band mehr und mehr von der Skinhead-Szene.

1985 folgten die Alben Böse Menschen – Böse Lieder“ und „Mexico„, die Texte dieser Alben unterschieden sich textlich deutlich von ihrem Vorgänger.

Nach der Indizierung von „Der nette Mann“ und dem Ausstieg aus der Skinhead-Szene wurde die Band kaum mehr wahrgenommen. Sie hatten einem Auftritt bei einem Benefiz-Konzert in der Nähe von Frankfurt für das SOS-Kinderdorf und waren bis 1989 nicht mehr live zusehen.

1987 veröffentlichte die Band ein neues Album „Onkelz wie wir …“ Es wurde fast 15000 Mal verkauft und sorgte für eine Rezension im Musikmagazin Metal Hammer.

1988 erschien das vierte Album „Kneipenterroristen„, dann erschienen „Es ist soweit“ (1990), „Wir ham’ noch lange nicht genug“ (1991) und „Heilige Lieder“ (1992). Mit „Heilige Lieder“ kam die Band auf Platz 5 der deutschen Albumcharts.

In Folge der rassistischen Übergriffe in den frühen 1990er Jahren (Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen, Mordanschlag von Mölln), wurde die Band oft im Zusammenhang mit dieser Gewalt genannt. Sie wurden massiv mit Kritik überschüttet und mehrere Radio und Fernsehsender spielten die Musik der Band nicht mehr. Die großen Plattenläden stellten den Verkauf der Tonträger der ONKELZ ein, Konzerte wurden abgesagt.

Auf einer große Pressekonferenz in Frankfurt am Main (Herbst 1992) unternahmen die Böhsen Onkelz abermals den Versuch, ihre Trennung vom Rechtsradikalismus öffentlich zu untermauern und so wieder die Chance auf Auftritte zu bekommen. Während der Pressekonferenz stürmten linke Aktivisten den Saal im Römer mit selbst gemalten Anti-Onkelz-Transparenten.

Live und weitere Alben

Unterstützt von dem ehemaligen Landtagsabgeordneten der Grünen Michael Schmelich und des Dezernenten für Multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt Daniel Cohn-Bendit gingen die Onkelz im Jahre 1994 erstmals auf eine Tour durch Deutschland und Österreich.

1995 erschien das Album „Hier sind die Onkelz“ und erreichte Platz 5 der deutschen Albumcharts.

1996 folgte das Album „E.I.N.S.,“. Darauf befindet sich der Titel „Enie Tfahcstob rüf Ediona-RAP“, ein Song mit dem sich die Musiker gegen den Vorwurf versteckter Rückwärtsbotschaften wehren. Der Song „Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben“ ist eine Reaktion auf Äußerungen der Bands Die Ärzte und Die Toten Hosen, die sich immer wieder kritisch gegenüber den Böhsen Onkelz äußerten.

19.08.2024 Die Bühne steht

Erst Ende der 1990er Jahre nahmen die großen Plattenläden die Werke der Onkelz wieder in den Verkauf auf. Durch die stetig wachsende Beliebtheit der Band und den stark steigenden Verkauf ihrer Platten gelangte die Band 1998 „Viva los Tioz“ zum ersten Mal Platz1 der deutschen Albumcharts. In Folge dieses Erfolgs kam es 1999 zur Nominierung für den Echo in der Kategorie Rock/Pop: Gruppe des Jahres national.

neuer Ärger für BÖHSE ONKELZ

Mit dem Ruhm kam der Ärger, Fans begannen vor den Wohnungen der Musiker zu campen und ihre Privatgrundstücke zu betreten. Alle vier Onkelz wanderten im Januar 1999 gemeinsam nach Dublin (Irland) aus.

Ihre nächste Platte entstand in Irland. Ende 1999 und Anfang 2000 nahmen sie „Ein böses Märchen … aus tausend finsteren Nächten“ auf. Das Album erschien im März 2000 und klingt deutlich düsterer als seine Vorgänger, gerade so als hätte die irische Mythologie Einzug in die Onkelzwelt gehalten.

Dopamin“ aus dem Jahr 2002 bescherte der Band zum dritten Mal in Folge Platz 1 der Charts und die Böhsen Onkelz waren 2001 und 2003 erneut Nominierte in der Kategorie Rock/Pop: Gruppe des Jahres national beim Echo.

Damals versuchten die Musiker die Band mehrfach ihre Ablehnung gegenüber politischem Extremismus jeglicher Art zum Ausdruck zubringen. Sie traten bei mehreren „Rock-gegen-Rechts“ – und „Rock-gegen-Gewalt“ – Veranstaltungen auf. Sie begannen auch sich in sozialen Projekten zu engagieren.

8.August 2003 traten die Böhsen Onkelz auf dem Expo-Gelände in Hannover als Vorband der Rolling Stones auf. „German Nazi Punk Band to open for the Rolling Stones“ schrieb damals die amerikanische Boulevardzeitung „New York Post“ in ihrer Ausgabe vom 2. Juni 2003. Vor ihrem gemeinsamen Auftritt soll Sänger Mick Jagger während einer Pressekonferenz geantwortet haben: „Die Onkelz sind eine gute Band.“ Gitarrist Keith Richards kommentierte süffisant: „Ich hoffe, die sind so schlimm wie ihr Ruf.“(Quelle: Gonzo: Die offizielle und autorisierte Biographie von Matthias Röhr).

BÖHSE ONKELZ ein kurzes Ende

Am 23. Mai 2004 verkündeten die Onkelz ihren Rückzug aus dem aktiven Musikgeschäft an

Ihr letztes Studioalbums „Adios“ erschien und schaffte sofort den an die deutsche Chartspitze. Sie traten am 5.August beim in Wacken auf. Die komplett ausverkaufte Tournee „La Ultima“ fand am 17. und 18.Juni 2005 ihren Höhepunkt bei einem Abschieds-Open-Air-Festival mit dem Namen „Vaya con Tioz“ (‚Geh mit den Onkelz‘) am EuroSpeedway Lausitz.

Wikipedia: Sven Mandel – CC BY-SA 4.0

Zwischenspiel und Neustart

Am 16. Februar 2007 erschien das letzte Konzert unter dem Namen „Vaya con Tioz“ auf vier DVDs.
Es folgte im November 2007 eine Neuaufnahme des Albums „Onkelz wie wir …. „

Vaya con Tioz“ bescherte der Band 2008 ihren ersten und einzigen Echo in der Kategorie Musik-DVD-Produktion (national).

Am 20. und 21. Juni 2014 spielten die Onkelz zwei Comeback-Konzerte auf dem Hockenheimring vor jeweils rund 100.000 Zuschauern. Beide Konzerte wurden von Ben Becker anmoderiert und die Band wurde von der Neuen Philharmonie Frankfurt unterstützt

2015 kam die Band BÖHSE ONKELZ an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden für vier weitere Konzerte auf dem Hockenheimring. Im Juni 2016 veröffentlichte die Band die DVD „Böhse für’s Leben„. Sie landete auf Platz 1 der deutschen Albumcharts erreichte.

Am 28. Oktober 2016 folgte das Comeback-Album „Memento“ und stieg ebenfalls an die Chartspitze.

Ein Jahr später 2017 folgten das Livealbum „Live in Dortmund II“ und das Videoalbum „Memento – Gegen die Zeit + Live in Berlin„.

Am 10. Oktober 2018 eine Neuauflage des Albums „Kneipenterroristen“ und erreichte Platz 3 der deutschen Charts.

Im September 2019 kündigte die Band ihr 17. Studioalbum „Böhse Onkelz“ an, dieses erschien 2020. Für die Band bedeutete es das elften Mal die Spitze der deutschen Albumcharts. Plötzlich waren sie, zusammen mit der Band Rammstein, die Hard-Rock-Band mit den meisten Nummer-eins-Alben in Deutschland ist.

Ihr Über-40-jähriges Bestehen feierten BÖHSE ONKELZ im Jahr 2022 mit drei Jubiläums-Konzerten in Frankfurt sowie einer anschließenden Tour durch Deutschland und Österreich.

2024 sind sie nun also auf Open-Air-Tour und „ham’ noch lange nicht genug„.

Getränke sind genug da

Nachwort

Das die Band in den letzten Jahren aus ihrer Geschichte gelernt hat, ist klar. Ob einige ihrer Fans das auch so sehen wohl eher nicht. Mal hören vielleicht nutzen sie ihre derzeitige Tour um mit diesen Menschen mal Klartext zureden.

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