Prima Facie im Staatsschauspiel Dresden
Manchmal reicht ein einziger Abend im Theater, um das eigene Vertrauen in ein System zu erschüttern. Prima Facie, das Solo-Stück im Staatsschauspiel Dresden, ist genau so ein Abend – intensiv, unbequem und absolut sehenswert.

Eine Anwältin zwischen zwei Welten
Tessa ist erfolgreich, klug, ehrgeizig. Als Strafverteidigerin bringt sie Routine in Verfahren, in denen es um sexuelle Gewalt geht. Bis sie selbst zum Opfer wird. Plötzlich steht sie nicht mehr auf der Seite des Gesetzes, sondern in einem Netz aus Paragrafen, das ihr kaum Raum zum Atmen lässt.
Das Stück zeigt diese innere Zerrissenheit so eindringlich, dass man als Zuschauer:in kaum stillsitzen kann. Jede Szene kratzt an der Fassade des Rechts – und legt die ungeschminkte Wahrheit frei: Gerechtigkeit ist oft eine Frage der Perspektive.
Warum sich das Stück lohnt
Prima Facie ist kein gemütlicher Theaterabend. Es ist ein emotionales Plädoyer für Empathie, Mut und Veränderung. Regisseurin Monique Hamelmann inszeniert den Text der australischen Autorin Suzie Miller mit radikaler Klarheit – reduziert, präzise und mit einer Wucht, die nachhallt.
Besonders beeindruckend: Die Darstellerin trägt den Abend allein. Ohne großes Bühnenbild, ohne Ablenkung. Nur sie, das Licht und ihre Stimme. Diese Konzentration auf das Wesentliche macht das Stück so stark – und gleichzeitig so verletzlich.
Für wen ist Prima Facie etwas?
Für alle, die sich für Themen wie Feminismus, Machtstrukturen und Justiz interessieren und Menschen, die gern Theater erleben, das weh tut – im besten Sinn. Und alle, die nach Antworten auf Fragen suchen, die keine einfachen sind:
Was bedeutet Gerechtigkeit, wenn das Gesetz versagt? Wie kann man sich selbst glauben, wenn andere es nicht tun?
Ein starkes Stück für starke Nerven
Das Publikum wird herausgefordert – aber genau das ist die Stärke des Abends. Zwischen den leisen Momenten und den Wutausbrüchen liegt ein ganzer Kosmos an Emotionen. Prima Facie zwingt dazu, zuzuhören. Und hinzusehen.
Wer danach das Theater verlässt, wird anders auf Schlagzeilen über Gerichtsurteile und Vergewaltigungsprozesse blicken. Vielleicht kritischer. Vielleicht bewusster. Ganz sicher nicht gleichgültig.
Tickets und Termine
Das Stück läuft im Kleinen Haus 1 des Staatsschauspiels Dresden zwischen 11.10.2025 – 29.11.2025.
Tickets kosten zwischen 25 € und 28 €, und für einige Termine gibt es Rabattaktionen, etwa den 2-für-1-Deal oder die Herbstaktion mit 50 % Ermäßigung.
Mehr Infos und Termine findest du unter
Staatsschauspiel Dresden.