Sie sind langbeinig, clever und haben mächtige Scheren. Die Chinesische Wollhandkrabbe ist auf dem Vormarsch. Sie haben sich klammheimlich in unsere Flüsse geschlichen, vermehren sich fleißig – und bringen das Gleichgewicht durcheinander.

Krabbenfalle – ob sich Wollhandkrabben überlisten lassen?
Nicht nur im Hamburger Hafen, an der Nordseeküste oder in Berliner Kanälen, sondern auch in Dresden. Im Ostragehege wird nun getestet, wie man die cleveren Scherenmonster möglichst effizient stoppen kann – mit einer Falle, direkt an der alten Bootsanlegestelle der Fähre im Ostragehege.
Der Plan: Nicht gegen die Strömung, sondern am Rand entlang
Dresden schlägt zurück – mit wissenschaftlicher Raffinesse. Wer Krabben fangen will, muss denken wie eine Krabbe. Junge Wollhandkrabben nutzen beim sogenannten „Aufwandern“ – also beim Weg vom Meer ins Binnenland – nicht den direkten Weg durch die starke Strömung in der Flussmitte. Sie wählen lieber die ruhigeren Zonen am Innenufer. Genau hier setzt das Forschungsprojekt CLANCY an.

Seit Kurzem steht im Ostragehege eine Hightech-Krabbenfalle, aufgebaut von der Technischen Universität Dresden (Institut für Wasserbau und technische Hydromechanik). Eine orangene Rohrkonstruktion, die aussieht wie ein DIY-Bausatz aus dem Baumarkt, führt direkt in die Elbe. Die Krabbenfalle liegt direkt in dieser strömungsschwachen Uferzone, die von Jungkrabben bevorzugt wird. Statt eine aufwendige Rinne über die komplette Flussbreite zu bauen, wird nun untersucht, ob auch einzelne Zugänge am Ufer reichen, um die Tiere abzufangen.
EU-Projekt CLANCY: Wissenschaft gegen Invasion
CLANCY ist ein internationales Forschungsprojekt im Rahmen des EU-Programms Interreg North Sea Region. Acht Partnerinstitutionen aus fünf Ländern arbeiten daran, invasive Arten wie die Chinesische Wollhandkrabbe zu bekämpfen – darunter auch die Technische Universität Dresden.
Der Standort Dresden ist dabei besonders spannend: Die Elbe ist breit und schnell. Perfekt also, um zu testen, ob Uferbereiche gezielt genutzt werden können, um die wanderlustigen Krabben in die Falle zu locken.

Warum das Ganze?
Wollhandkrabben richten enormen Schaden an – ökologisch und wirtschaftlich. Sie verdrängen heimische Arten, untergraben Uferböschungen, verstopfen Kühlanlagen und sorgen für Frust bei Angler:innen. Eine flächendeckende Kontrolle ist kaum möglich – zu zahlreich, zu mobil. Deswegen setzen die Forschenden auf clevere Fangstrategien. Nachweise für die Krabben gibt es im gesamten Stadtgebiet von Dresden – von Übigau bis Zschieren.
Die Erkenntnisse aus Dresden sollen später auf andere Standorte in Europa übertragbar sein. Wenn es funktioniert, könnten Uferzugänge gezielt als Fallenpunkte ausgebaut werden – eine einfache, aber effektive Methode gegen den stillen Vormarsch.
Die Krabbenfalle im Ostragehege
Wer an der alten Bootsanlegestelle der Fähre im Ostragehege vorbeikommt, sieht auf den ersten Blick nur eine unscheinbare Konstruktion – ein paar Rohre, Netze, vielleicht ein Infoplakat. Dahinter steckt feinjustierte Wissenschaft. Kameras und Sensoren erfassen die Bewegungen der Tiere, Daten werden gesammelt und ausgewertet.

Die Hoffnung: Mit wenig Aufwand, aber viel Wissen den Krabben einen Schritt voraus zu sein.
Noch Fragen zu den Krabblern?
👉 Das Projekt CLANCY findest du hier:
www.interregnorthsea.eu/clancy