Warum wir alle die Staubwedel schwingen

Im Programmheft des riesa-efau entdecke ich einen Familiennachmittag zum Thema Herstellung von ökologischen Putzmitteln für die ganze Familie. Ist Putzen heute ein freudiges Familienevent?

Wenn ich an mein Zuhause denke, dann ist der Budenschwung-Samstag eher ein Tag, an dem es hoch hergeht. Da fliegen Sätze, wie „Hast du Tomaten auf den Augen oder warum sieht du die riesigen Wollmäuse nicht, die munter durch das Kinderzimmer fliegen?“

Bei meiner Recherche im Umfeld, entdeckte ich, dass viele meiner Freunde und Bekannnten Instagram-Reels oder TikTok-Videos über PutzHacks und Aufräumen verfolgen und sich intensiv über dieses Thema austauschen. Und rasch werden mir die besten Empfehlungen erklärt.

Putzen als deutsche Leitkultur

Wer hätte gedacht, dass das Putzen nicht nur den Schmutz aus den Ecken vertreibt, sondern auch tief in der deutschen Seele verwurzelt ist?

Putzen als Deutsche Leitkultur?

Tatsächlich könnte man fast meinen, dass Putzen mehr ist als nur ein praktischer Akt – es könnte als eine Art Leitkultur durchgehen!

Eine Leitkultur bezeichnet die vorherrschende Kultur, die in einer Gesellschaft oder einem Staat als besonders prägend oder maßgeblich betrachtet wird. Sie ist der kulturelle Rahmen, der das Zusammenleben in dieser Gesellschaft bestimmt, und umfasst Werte, Normen, Traditionen und gesellschaftliche Praktiken, die als grundlegender Bestandteil des sozialen Zusammenhalts gelten.

Denn wer in Deutschland lebt, kommt nicht daran vorbei, sich irgendwie mit Staubwischen, Fensterputzen oder der Suche nach dem besten Spülschwamm auseinanderzusetzen. Doch warum ist das so?

Warum Putzen wir Deutschen so gern?

Das Haus als Spiegelbild des inneren Zustands. In Deutschland ist Sauberkeit nicht einfach ein Merkmal eines ordentlich geführten Haushalts – es ist ein Zeichen von Verantwortung, ein symbolisches „Ich hab’s im Griff!“ Schon der berühmte Satz „Ordnung ist das halbe Leben“ bekommt hier eine neue Bedeutung – wer Ordnung schafft, schafft Ordnung in seinem Leben. So einfach kann es also sein.

Die tiefere Sehnsucht nach Perfektionismus

Deutschland hat eine gewisse kulturelle Neigung zum Perfektionismus – das gilt nicht nur für Arbeitsprozesse, sondern auch für den Alltag. Dinge „richtig“ zu machen, ist ein tief verwurzelter Teil der Kultur. Putzen wird als eine Möglichkeit gesehen, dieses Streben nach „dem perfekten Zustand“ zu pflegen, sei es durch die Auswahl der besten Putzmittel oder durch das Erlernen von effektiven Putztechniken. Hier ist der Staub nicht nur der Feind, sondern auch ein Test für den inneren Frieden. Denn wenn du den Staub von der Fensterbank wischst, kannst du gleichzeitig dein inneres Gleichgewicht wiederherstellen. Und wenn die Wollmäuse aus dem Kinderzimmer entfernt sind, dann ist das innere Gleichgewicht einiger Familienmitglieder hergestellt und es waltet innerer Friede.

Putzen als generationenübergreifendes Thema

Das Faszinierende an der Putz-Leidenschaft ist, dass sie so generationenübergreifend ist. Putzen ist eine alltägliche Tätigkeit, die viele Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten betrifft. Es ist ein Thema, über das man sich gut unterhalten kann oder muss – gerade, weil es in jedem Haushalt eine Rolle spielt. Wer schon einmal in einer WG gewohnt hat, weiß das nur zu gut. Sogar die Kleinsten werden früh in das Ritual eingebunden: „Nicht mit den Händen, Benno! Nimm den Lappen!“ – und schon wird der Nachwuchs zur nächsten Generation von Sauberkeitspredigern ausgebildet.

Putzen als deutsche Leitkultur Achtsamkeitsübung

Stressbewältigung und Achtsamkeit lernen

Für viele ist Putzen auch eine Möglichkeit, den Kopf freizubekommen. Der repetitive Akt des Wischens, Staubsaugens oder Schrubbens kann eine meditative Wirkung haben und als Ausgleich zum stressigen Alltag dienen. In einer Welt, die immer schneller wird, bieten solche Tätigkeiten eine Art Ruhe und Ordnung, die vielen Menschen hilft, sich zu entspannen und den Moment zu genießen.

Putzen als Integrationsprojekt

Es ist ein Thema, das Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft zusammenbringt. Ist das nicht ein perfektes Integrationsprojekt? In einer Gesellschaft, die ständig nach Wegen sucht, Kultur zu vermitteln, könnte man doch glatt sagen, dass „Putzen“ der geheime Kitt ist, der alle zusammenhält. In Deutschland, wo sonst könnte man die Feinheiten der Leitkultur besser erlernen als beim gemeinsamen Staubwischen? Putzen ist schließlich etwas, was jede:r tun kann – ein inklusiver, generationenübergreifender Akt, der niemanden ausschließt.

Vielleicht wird der Begriff „Deutsche Leitkultur“ ja irgendwann eine neue Bedeutung bekommen: Es geht nicht nur um Sprache, Kunst oder Traditionen, sondern auch um die gemeinsame Liebe zum Saubermachen. Stell dir vor: Ein zukünftiges Integrationsprogramm könnte ein gemeinsames Putz-Projekt umfassen, bei dem Migrant:innen lernen, wie man eine perfekte „deutsche“ Fensterbank reinigt. Und die Deutschen lernen, die geheimen Putzhacks aus Bangladesh, Timbuktu oder Kiew „Ah, so macht man das hier!“ – Ein großartiges Gefühl der Zugehörigkeit und des Miteinanders!

Werde Teil der Sauberkeitsoffensive

Wie verhält es sich nun mit Putzen als neue Leitkultur? Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Putzen in Deutschland und anderen Ländern nicht nur eine alltägliche Aufgabe ist, sondern auch eine kulturelle Bedeutung hat. Es geht um mehr als nur Sauberkeit – es ist ein Ausdruck von Ordnung, Perfektionismus und Verantwortung. Und das macht es zu einem Thema, über das sich viele gerne austauschen und mit dem sie sich identifizieren können.

Wer hätte gedacht, dass das Putzen nicht nur den Schmutz aus den Ecken vertreibt, sondern auch tief in der deutschen Seele verwurzelt ist?
Wer hätte gedacht, dass das Putzen nicht nur den Schmutz aus den Ecken vertreibt, sondern auch tief in der deutschen Seele verwurzelt ist?

Es gibt einen ganz praktischen und grünen Weg, Teil dieser revolutionären Putzbewegung zu werden: Den Familiensamstag im Dachatelier! Am 08. Februar 2025, von 14 bis 17 Uhr, kannst du zusammen mit der ganzen Familie lernen, wie man ökologische Putzmittel selbst herstellt und ganz nebenbei deinem Hang zum Perfektionismus frönen, Achtsamkeit lernen und integrativ arbeiten.

Ich werde auf jeden Fall beim nächsten Budenschwung-Samstag versuchen, meinen inneren Frieden beim Putzen zu finden.

Herzlichst!

Eure Rita Korn

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