Veganes Einkaufen

Seit einigen Wochen können die Menschen in der Friedrichstadt die Produkte der Veganen Fleischerei im Stadtteil kaufen. Wir unterhielten uns mit Stefan Lamke vom ReWe auf der Friedrichstraße über veganes Einkaufen und erfuhren, wie es zu der Angebotserweiterung kam.

Friese-Journal: Hallo Stefan, schön dass du dir Zeit nimmst

Stefan Lamke: Hallo, aber gern. 

Friese-Journal: Du hast mehr und mehr vegane Produkte im Angebot, warum? Ist der Bedarf so hoch?

Stefan Lamke: Vegan ist und bleibt eine Nische. Ist einfach aktuell so. Ich finde es aber wichtig, auch die Nische zu bedienen und das mache ich ja in allen Segmenten, nicht nur bei Vegan. Das machen wir genauso für Spirituosen oder, oder, oder, und bei hochwertigem Fleisch. Also soll auch der Veganer seine Nische bekommen.

Friese-Journal: Ist in dem Angebot an der Frischetheke, in das du jetzt die vegane Fleischerei aufgenommen hast, der Umsatz bei normalem Fleisch zurückgegangen?

Stefan Lamke: Die Ernährungsgewohnheiten haben sich in den letzten Jahren entscheidend verändert. Es wird nicht mehr täglich Fleisch gegessen und du hast viel mehr Flexitarier. Das ist auch völlig okay so und das ist ja mittlerweile auch jetzt kein Trend, sondern einfach eine normale gesellschaftliche Entwicklung. Es hat nicht so entscheidend was mit dem Fleischkonsum zu tun.

Ich denke, dass der Fleischkonsum nur die logische Schlussfolgerung aus unseren ganzen Lebensumständen drumherum ist. Es ist jetzt nicht so, dass, nur weil wir die vegane Fleischerei reingenommen haben, jetzt plötzlich keiner mehr bei uns Fleisch kauft. Man muss aber sagen, dass die Friedrichstadt ja ein sehr vorausschauend denkendes Viertel ist und dass wir hier von Anfang an nie die riesigen Umsätze mit Fleisch erzielt haben. Das lief immer okay, aber nie so, wie das andere Filialen oder andere Märkte erreichen. Und deshalb war für uns die Vegane-Theke einfach so ein besonderer Punkt. Als es von der Zentrale hieß, dass wir mal testen dürfen, ob es funktioniert haben wir es einfach ausprobiert und dann lief es ja richtig, richtig, richtig gut. Aber es ist jetzt nicht so, dass in der gesamten Zeit unsere Wurstfleischumsätze gesunken werden. Diese sind trotzdem weiterhin stabil geblieben.

Friese-Journal: Und machst du das in beiden Läden?

Stefan Lamke: Genau. Also die Vegane-Theke, wir waren in der Friedrichstadt ein Testmarkt. Los ging es im Sommer 2022 mit einem von Rewe ausgewähltem Sortiment und das lief dann auch wirklich ganz gut. Der Test ging ein Jahr und Ende letzten Jahres war diese Testphase vorbei und es wurde ausgerollt. Sprich, seitdem kann jeder Markt sich diese veganen Produkte für die Theke bestellen. Ich muss aber sagen, dass ich mit den Produkten nie so richtig zufrieden war und dass mir das nie reicht. Da habe ich immer gern noch mal irgendwo eine Sahnehaube und die Sahnehaube war jetzt die vegane Fleischerei. Ich wollte einfach noch mal ein Upgrade, einfach noch eine Schippe drauflegen und deshalb haben wir uns dann für die vegane Fleischerei entschieden. Wir haben uns mit den Menschen da einen Termin gemacht und die beliefern uns jetzt.

Friese-Journal: Gibt es Qualitätsunterschiede??

Stefan Lamke: Die Produkte sind sehr gut von denen. Die haben eine gute Qualität, das muss man echt so sagen. Man merkt, dass die ein anderes Qualitätsbewusstsein haben und man merkt, dass dort ein bisschen mehr Handwerk dahintersteht und dass die Gewürzmischungen deutlich feiner sind als bei diesen Industrieprodukten. Aber das ist halt immer so, wenn es handgemacht ist, logisch. Also da merkt man einen guten Unterschied, aber es ist jetzt nicht so, dass die Umsätze durch die Decke gehen. Wir dürfen bei dieser Vegan-Diskussion nicht vergessen: Es bleibt eine Nische und das ist das, was in unserer Gesellschaft manchmal so untergeht, auch wenn es dieses Vegan-Bashing geht, wenn sich dann ganz viele Leute darüber aufregen, wenn jemand Veganer ist. Ich denke mir immer: „Ja, lassen wir sie doch.“

Friese-Journal: Gibt es mehr fleischlose Kundinnen und Kunden bei dir? Kannst du es einschätzen?

Stefan Lamke: Das ist ein Bruchteil. Ich denke aber, dass es immer mehr werden wird und dass es einfach normal werden wird. Und genau aus dem Grund würde ich auch gerne diese Nische bedienen. Ich möchte einfach den Menschen die Möglichkeit geben, sich vielfältig zu ernähren.

Friese-Journal: Sind die Preise der veganen Produkte ähnlich wie bei gutem Fleisch?

Stefan Lamke: Na ja, das ist eine sehr gute Frage, doch man kann es nicht vergleichen da unser Fleisch einfach viel zu günstig ist. Das ist ja generell das Problem im Lebensmitteln im Einzelhandel, unsere Produkte sind theoretisch viel zu günstig. Gerade in der Landwirtschaft wird ja alles quersubventioniert. Wir haben die riesigen Fleischproduzenten.

Wenn mal die Subventionierung wegfallen und die Preise stattdessen auf die reellen Marktpreise steigen. Ich glaube, dann würden viel mehr Leute vegetarisch und vegan essen. Das ist aber eine riesige politische Diskussion, die wir beide nie ändern werden, leider. Aber ich glaube, dass man es einfach aus diesem Grund nie vergleichen kann. Wenn wir aber die Lebensmittelpreise in anderen Ländern anschauen, zum Beispiel in Frankreich oder Spanien, da sind die Preise ja deutlich, deutlich höher.

Es ist weiterhin so, dass vegane Produkte teuer sind. So jetzt im Fall der veganen Fleischerei ist es logisch, erst recht da die Produkte auch noch handgemacht sind. Aber ich denke, dass irgendwann die Masse auch das regeln wird. Je mehr Menschen darauf umsteigen und so weiter und so fort, umso mehr kommt da ein normales Preisgefilde rein. Und selbst wenn die Preise für die veganen Produkte nie sinken, denke ich, wenn wir irgendwann an den Punkt kommen, wo die Preise für Fleisch- und Wurstprodukte steigen werden, gar nicht unbedingt, weil es politisch gewollt ist, sondern ich glaube, weil irgendwann der Markt das von alleine reguliert.

Friese-Journal: Der Markt wird es regeln?

Stefan Lamke: Ich glaube, der Punkt wird einfach kommen. Und ich denke, dann wird noch mal ein ganz großes Umdenken passieren, worauf ich sehr gespannt bin.

Friese-Journal: Gibt es Unterschiede im Kaufverhalten zwischen der Friedrichstadt und der Innenstadt?

Stefan Lamke: Ja, deutliche.

Friese-Journal: Was sind die Unterschiede?

Stefan Lamke: Wir haben das ja … Oder anders. Als ich den Laden hier eröffnet habe, musste ich so einen Businessplan schreiben, richtig. Da habe ich reingeschrieben, dass natürlich hier eine ganz andere Bevölkerung lebt. Kann man sich auch angucken.

Friedrichstadt: Vermögen, Kinderreicher Stadtteil, sehr junger Stadtteil, eine hohe Geburtenrate, viele Familien, viele junge Familien

Innenstadt: viele Singles, viele Zweipersonenhaushalte.

Da merkst du schon den ersten Unterschied. Und tatsächlich ist es so, dass wir auf der Schweriner Straße – und das sind 800 Meter Luftlinie – deutlich, deutlich mehr Fleisch verkaufen, deutlich hochwertigeres Fleisch, aber das ist logisch, weil dort eine ganz andere Bevölkerungsschicht wohnt, die halt andere Prämissen haben, als jetzt die Anwohner in der Friedrichstadt. Und deshalb versuchen wir halt, in der Friedrichstadt ganz andere Produkte reinzunehmen, als auf der Schweriner Straße und andersherum. Das funktioniert jetzt im Laufe der Jahre auch immer besser. Wir merken auch deutlich, dass der „Veganabsatz“ auf der Schweriner Straße bei weitem nicht so gut ist wie hier. Das ist schon ein immenser Unterschied. Trotz der Nähe? Ja, aber das ist logisch. Verstehe ich auch.

Friese-Journal: Wenn du sagst, deutlich mehr Kinder in dem Stadtteil, das müsste sich auch auf andere Produkte niederschlagen, sagen wir mal. Süßkram und du hast ganz viele Sportlerinnen und Sportler, die hier einkaufen.

Stefan Lamke: Genau, das auf jeden Fall. Also vom Sport Gymnasium, da partizipieren wir logischerweise, aber die ernähren sich jetzt nicht unbedingt vegan oder so was. aber da merkt man schon klare Unterschiede.

Friese-Journal: Merkst du, dass plötzlich andere Menschen reinkommen, weil du diese veganen Produkte anbietest?

Stefan Lamke: Nein, nein. Ich denke, nein, weil … Und dann muss ich wieder zurück zu meiner alten Leier: „Ist, ist und bleibt eine Nische und wenn da jetzt ein neuer Kunde oder Kundin reinkommt, das fällt nicht auf. Und ich glaube, wir reden über einen veganen Anteil von drei oder vier % in Deutschland. Wenn da jetzt ein 0,01% mehr reinkommen, das merkst du einfach nie. Die Umsätze von der veganen Fleischerei und der veganen Theke generell sind zufriedenstellend. Wirtschaftlich gesehen, aber nicht so wie sie es beim Fleisch sind. Aber wie schon gesagt, man macht es ja aus einem gewissen symbolischen Grund.

Friese-Journal: Du hast also dein Händlerleben oder ein Händlerbewusstsein, wo die Nachhaltigkeitsgedanken mit drin sind.

Stefan Lamke: Klar das gehört für mich einfach dazu.

Stefan pflegt das Smoothie Bike

Friese-Journal: Na dann, danke für deine Zeit und wir sehen uns wahrscheinlich in deinem Laden, oder auf den Stadtteilfest.

Stefan Lamke: Aber bitte, gern und spätestens am 14. September.

Lasst euch benachrichtigen oder benachrichtigt andere!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner