Bald öffnen sich die Türen für ein neues Museum in Dresden und wir konnten schon vorab einen Blick hineinwerfen. Wir waren sehr neugierig, was uns erwartet. Schließlich war die Puppentheatersammlung Dresden seit 20 Jahren nicht mehr zu sehen und nur in Ausschnitten im Jägerhof präsent.
Nach dem Besuch können wir sagen: Der Kulturcampus Kraftwerk Mitte hat ein neues Highlight für alle Generationen erhalten.
Das Museum, das gar keins ist
Am 7. September 2024 öffnet das neue Museum seine Türen für alle Besuchenden. Unglaubliche 100.000 Objekte beherbergt die Puppentheatersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auf insgesamt 2600 qm.
Das Archiv ist riesig und eines größten seiner Art weltweit. Nur ein Bruchteil der 12.000 Marionetten, Handpuppen, Tierfiguren und Bühnen können in der ca. 1000 qm großen Ausstellungsfläche präsentiert werden.
Wer jetzt glaubt, die Ausstellung ist nur etwas für Kinder und man läuft an hunderten Kasperlepuppen vorbei, hat weit gefehlt. Schon beim Betreten des Hauses beginnt der Blick hinter die Bühne.
Puppentheater entdecken und erforschen
Die Ausstellung im ehemaligen Lichtwerk im Kraftwerk Mitte ist über zwei Etagen verteilt und können unabhängig voneinander besucht werden.
Schon am Eingang erwarten die zwei Buzzer, mit denen du eine Museumsangestellte per Video herbeirufst, sie fordert dich auf, einen weißen Kittel anzuziehen und dir ein Klemmbrett zu schnappen. Jetzt bist du ausgerüstet, um die Ausstellung, wie ein Museumsdirektor zu erforschen.
Erwachsene und Kinder spielen auf unterschiedlichem Niveau.
Auf deiner Erkundungstour lernst du interaktiv, wie Puppentheater funktioniert. Wow-Effekte sind garantiert und du hast viel zu Lachen.
Nicht jeder Schauspieler kann Puppenspieler sein. Denn das Nichtsichtbarsein des Menschen auf der Bühne und der Puppe das Feld zu überlassen, ist nicht jedermann Sache.
Du lernst etwas über die Vielfalt der Figuren und deren Herstellung vom Kasper- bis zum Papiertheater. Ganz nebenbei begreifst du, welche Aufgaben dieses Theatergenre in verschiedenen Jahrhunderten erfüllt hat.
Wusstest du, dass Puppentheater in der DDR besonders beliebt bei Erwachsenen war, weil es eine Möglichkeit bot, Kritik am Staat zu üben?
Die Highlights aus den Beständen werden in der permanenten Ausstellung gezeigt, darunter Marionetten, die am Weimarer Bauhaus entwickelt wurden, sowie der Hohnsteiner Kasper, der Urahn vieler moderner deutscher Handpuppen-Kasperfiguren. Aber auch das Sandmännchen, Figuren aus den DEFA-Trickfilmstudios und Figuren aus bekannten Kinderbüchern finden ihren Platz.
Es begegnen dir Hindenburg, Hitler, August Bebel oder Katarina Witt.
Das Publikum kann sich hier durch die Ausstellung durchspielen. Ausprobieren, Forschen, und Fragen stellen ist ausdrücklich erwünscht. Am Ende wartet das Heiligtum der Sammlung: das Depot auf die Besuchenden, bewacht von einem Wächter.
Die Jahresausstellung
Damit das Museum immer spannend bleibt, dürfen jährlich wechselnd Kunstschaffende von außerhalb das erste Obergeschoss mit einer Inszenierung bespielen. Dafür stöbern sie durch den Bestand der Puppentheatersammlung Dresden und entwerfen daraus etwas Neues.
Den Auftakt bildet die Berliner Gruppe Rimini Protokoll. Der Titel „ALTER EGO Raubkopie – Ein multimediales Puppenspiel in drei Räumen“ klingt etwas sperrig.
Im Zentrum steht eine Puppe mit dem Konterfei von Elon Musk. Der Puppenbauer Christian Werdin hat sie gestaltet. Eine klassische Marionette an Fäden, von einem Roboter gesteuert tanz über die Bühne. Der Roboter wurde eigens dafür vom Studiengang Zeitgenössische Puppenspielkunst der Hochschule Ernst Busch in Berlin entwickelt.
Das Spiel thematisiert Manipulation, Kontrollverlust und die Frage, wer hier eigentlich wen spielt.
Wie alt ist die Puppentheatersammlung Dresden?
Der Leipziger Lehrer Otto Link gründete die Puppentheatersammlung 1952 und der Bestand wuchs schnell. 1960 bis 2003 war die Sammlung im Hohenhaus Radebeul untergebracht, wechselte 2004 in die Dresdner Garnisonkirche. Ab jetzt konnten nur noch kleine Teile in Sonderausstellungen im Jägerhof gezeigt werden.
Nach jahrelanger Suche fand sich im Kraftwerk Mitte ein angemessenes Quartier für die Puppentheatersammlung. Kathi Loch, Direktorin des Museums für Sächsische Volkskunst und der Puppentheatersammlung freut sich: „In den neuen Räumen im Kraftwerk Mitte können wir unsere Sammlung nach modernen musealen Kriterien organisieren und bewahren und sie dem Publikum gleichzeitig ganz unmittelbar und lebendig präsentieren.“