Hidden Champion – Die Mühle am Alberthafen

Gehen oder bleiben, das war bis vor kurzem die Frage, für die Dresdener Mühle, welche zur Bindewald und Gutting Mühlengruppe gehört. Sie haben ein Problem -einen Platzmangel.
Warum? Schließlich kreiern Sie immer mehr verschiedene Mehle. Weil im Lebensmittelhandel die Angebotsvielfalt wächst. „Jedes Produkt benötigt sein spezielles Mehl“, weiß Norman Krug der Betriebsleiter. Mehr Produkte, mehr Mehlsorten: u.a. vom Burger über Pizzateig bis zum Stollen reicht das Sortiment am Alberthafen.

Seit Frühjahr 2018 lag ein Bauantrag im Dresdner Rathaus. Das lies lange auf eine Antwort warten. Neue Silos sollen entstehen, sowie eine weitere Abfüllstrecke in denen das Mehl in die Tanks der Lkws kommt, sowie eine Lagerhalle, war damals die Ansage der Müller an die Stadtverwaltung.

Herzlich willkommen vor den Toren Dresdens

So streckten die Dresdener Müller ihre Fühler zur Gemeinde Klipphausen aus. Diese zeigten sich sehr kooperativ. Geld wurde investiert um den Boden eines anvisierten Grundstückes zu prüfen.
Ob das der Schuss war, den die Dresdener Stadtverwalter vernahmen?

Gespräche liefen u.a. mit dem Oberbürgermeister, Umweltamt, Stadtplanern, Denkmalschutz und Jan Pratzka, dem Beigeordneten für Wirtschaft, Digitales, Personal und Sicherheit der Landeshauptstadt Dresden: er bezeichnete das Unternehmen als „Hidden Champion“, so Norman Krug. Erkannt, diskutiert und gehandelt wird seitdem. Der Bauantrag ist genehmigt für neue Silos und eine LKW-Abfertigungsstrecke, sowie einem Lagergebäude.

Betonblock verbirgt die Silos

„In die neu entstehenden 48 Meter hohen Mehl-Silos werden 12 Millionen EURO investiert, eine Zusage für eine beantragte Förderung vom Freistaat Sachsen steht noch aus“, so Norman Krug, Betriebsleiter in der Dresdener Mühle am Alberthafen.
Die Hülle schließt, wenn man ein Riesen-Lineal daran halten könnte, mit dem Balkon am weithin sichtbaren Mühlenturm ab und versteckt die Silos.
Die Aussenhaut wird lange Nuten zeigen. Am oberen Rand mit einer Art Krone. Ähnlich, wer es kennt, auch im oberen Innenraum der Robotron-Kantine zu betrachten. Die Farbe wird wahrscheinlich dem bestehenden Gebäude ähneln.
„Im Februar 2027 soll der Rohbau stehen, im Sommer selben Jahres ist Finale. Erzeugt werden dann 5000 Tonnen Mehl, so der Plan“, gibt sich Norman Krug optimistisch.
Im Inneren wird es eine Eierschalenglätte geben, keine Keime sollen sich bilden können, sagt der gelernte Müller und Betriebsleiter.
Gefüllt werden jetzt täglich 600 Tonnen Mehl in 23 Lkws. Sie nehmen die Route durch das Hafengelände. Entlasten somit die Bremer Straße.

Lagern und abfüllen

Auf dem Gelände tut sich noch mehr. Mit 13000 Tonnen Lager-Volumen wollen die Müller einen Neubau setzen. Dafür wird der Abwasserkanal der Friedrichstadt verlegt. Sie würde unter einem Gebäude der Last von oben nicht standhalten. Bei dieser Operation sitzt mit Ihrer Expertise die Stadtentwässerung Dresden mit im Boot.

Abgefüllt -mit Mehl

Eine weitere Abfüllstation, wo das Mehl in LKW-Tanks gelangt, rundet den Kreislauf ab. Stahlbeton-Pfähle, die tief in die Erde ragen, werden das Ganze tragen. Ein sogenanntes Gleitbauverfahren hilft, die Schalung für den Beton wachsen zu lassen. So, als ob man einen Baumkuchen mit Zuckerglasur begießt, nur von unten nach oben. Fotos: Sven Pampel

Mühlen-Info

  • rund 70 Mitarbeiter, 13 Auszubildende zur Zeit
  • über 200 Tausend Tonnen Getreide jährlich
  • für über 100 Endprodukte
  • Familienunternehmen in 4. Generation, seit 1913 an diesem Standort
  • Mühlen von 1912 bis 1914 nach Plänen der Architekten William Lossow und Max Kühne als Bienert’sche Hafenmühle gebaut
  • Teil der Bindewald & Gutting Mühlengruppe: 20 % Marktanteil
  • größte Mühle Deutschlands, mit acht Standorten, sowie einem in Brüssel (Belgien)
  • der Standort am Hafen diente früher vor allem der Anlieferung von Getreide aus Übersee
  • der 63 Meter hohe Siloturm ist ein Wahrzeichen von Dresden-Friedrichstadt
  • der gute alte Müller heißt jetzt Verfahrenstechnologe
  • Berufsschule in Stuttgart, viele Auszubildende werden zudem in Dresden individuell für standortbezogene Einzelheiten geschult, unterstützt mit 100.000 EURO jährlich vom Mühlen-Unternehmen
  • 13.000 Tonnen Lagermenge, welches aller drei Wochen umgelagert wird
  • 1 LKW kann 25 Tonnen Mehl transportieren, Fuhrpark mit 20 LKWs
  • Mehle aus der Dresdener Mühle finden sich im u.a. im Original Dresdener Stollen, auch in Broten, Burger, Pizza oder Toastbrot 
  • sie versorgen Millionen von Menschen
  • „Übrigens, die nicht mehr benötigte Werklok wurde dem Windbergbahn e. V. übergeben“, verriet Betriebsleiter Norman Krug. Auch eine Investition nur für eine andere Welt, die es zu erhalten gilt. Die der sächsischen Ingenieurskunst von früher.
Lasst euch benachrichtigen oder benachrichtigt andere!

2 thoughts on “Hidden Champion – Die Mühle am Alberthafen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner