Wer zahlt, wird angesagt. Willkommen im Zeitalter der sprechenden Werbefläche mit ÖPNV-Anschluss.
Nächster Halt: Durchsage Deluxe
Dresden hat kein Geld und der ÖPNV ist unterfinanziert. Das ist nichts Neues. Neu ist allerdings die Art, wie man versucht, die Lücken zu stopfen: mit Werbeansagen in Bus und Bahn. Nein, das ist kein verspäteter Aprilscherz. An der Haltestelle „S-Bahnhof Freiberger Straße“ erklingt nicht nur der Ortsname, sondern auch: „Boulevardtheater Dresden“.
Klingt wie eine gute Laune-Ansage auf dem Weg zur Abendvorstellung. Es ist aber ein ernst gemeinter Versuch der DVB, den Nahverkehr irgendwie über Wasser zu halten – mit einem neuen Vermarktungskonzept, das irgendwo zwischen Kreativität und Verzweiflung pendelt.

Wer zahlt, wird gehört
Zu haben ist das akustische Werbeformat für einen mittleren fünfstelligen Betrag im Jahr – Schnäppchenalarm für alle, die schon immer einmal täglich tausendfach durch den Äther der DVB schallen wollten. Natürlich nur, wenn der Firmensitz nahe genug an der Haltestelle liegt. Ganz streng limitiert ist – pro Haltestelle nur ein Werbepartner und kein Verstoß gegen die guten Sitten. Welche das sind, entscheidet die DVB. Bei mehreren Interessenten läuft es auf eine kleine Auktion hinaus. Der Meistbietende gewinnt. Die DVB will schließlich Geld verdienen.
Kreative Durchsage statt stiller Sparzwang
Die Vorstellung, dass bald ein Fahrgast ganz selbstverständlich an der Haltestelle „Postplatz – powered by Bratwurst Rudi“ aussteigt, hat durchaus Comedy-Potenzial. Aber ist das wirklich so weit hergeholt?
Die DVB folgen damit einem Stadtratsbeschluss von März 2025, der sie zur Eigeninitiative verdonnert hat. Bund und Länder lassen sie beim Deutschlandticket hängen, die Stadt pumpt schon, was geht – also muss die DVB jetzt selbst ran.
Humor statt Fahrplanfrust
Man kann die DVB für diesen Schritt belächeln. Oder man erkennt an: Hier wird kreativ gedacht – im Rahmen der Möglichkeiten, die eine notorisch unterfinanzierte Stadt eben so hat. Ob das nun innovativ oder ein stiller Hilfeschrei aus dem Maschinenraum der Stadtfinanzen ist – man wird sehen.
Fest steht: Wer in Dresden Bus oder Bahn fährt, bekommt jetzt mehr für sein Geld. Oder zumindest mehr gesagt.
Und wer weiß: Vielleicht ist das erst der Anfang. Vielleicht heißt es ja bald nicht mehr „Fahrkarten bitte!“, sondern „Fahrkarten proudly presented by Finanzdienstleister XY“.
In diesem Sinne: Nächster Halt – Wer weiß das schon.