Die sympatische Hafenbrauerei urbanowicz

Neulich entdeckte ich in der Kneipe Stadt Riesa auf der Adlergasse am Tresen zwei neue Biersorten, abgefüllt in kleine 0,33 l Flaschen. Mario Engelbart, der Wirt der Kiezkneipe, hielt mir die Flasche hin: „Probier mal, das Bier vertreiben wir neu. Das ist von der kleinen Brauerei im Hafen drüben!“

„Wir haben im Alberthafen eine Brauerei?“

Flaschenbier urbanowicz Foto: A. Lentwojt
Flaschenbier urbanowicz Foto: A. Lentwojt

Wo finde ich die Brauerei?

Bei Instagram habe ich die Brauerei @urbanowicz_braukollektiv schnell gefunden, also verabrede ich mich mit dem Braukollektiv zum Rampenverkauf. Damit der Besuch in die winzige Brauerei im riesigen Hafengelände gelingt, senden mir die Jungs den GPS-Standort.

Ich orientiere mich am Logo der Brauerei und suche ein historisches Hafengebäude aus den 1890er-Jahren.

Das Hafengelände Foto: A. Lentwojt

Das Smartphone führt mich direkt in das alte Hafengelände zu einem Haus, kaum größer als ein Bungalow, am Hafenbecken. Im Fenster hängt ein kleiner Zettel mit Firmenlogo und es tummeln sich davor zahlreiche Menschen, zum Teil mit Lastenrädern, und kaufen Bier. Hier muss es sein!

Die älteste Hafenbrauerei Dresdens urbanowicz Foto: A. Lentwojt

Wer ist urbanowicz Braukollektiv?

Die älteste Hafenbrauerei Dresdens gründeten 2014 die vier Verkehrsingenieure Tim Zimmermann, Jörg Briesofsky, Christoph Busch und Philipp Röllig als Hobbybrauer.

„Wir besuchten ein Brauseminar in Dresden und lernten dort, wie das Getränk selbst hergestellt wird. Die ersten Versuche in der WG-Küche stellten sich schnell als keine dauerhafte Lösung heraus, denn wer selbst braut, hat plötzlich viele Freunde!“, alle nicken und ein Schmunzeln huscht über die Gesichter. Tim erklärt mir: „Damit sich der Aufwand lohnt mussten wir größere Mengen brauen und haben eine richtige Brauerei gegründet. Das erste Bier stellten wir im historischen Hafengebäude im Alberthafen her.“

Team urbanowicz Bier
Die sympathischen Hafenbrauer Foto: A. Lentwojt

Was ist das Besondere?

„Zuerst brauten wir Bier nur für den Eigenbedarf und entwickelten die Rezepte. Freunde und Bekannte ermutigten uns mehr Gerstensaft zu brauen, eine GbR zu gründen und den Hopfentrank zu verkaufen.“

„Wir sind immer noch Hobbybrauer und arbeiten alle in unserem Beruf als Verkehrsingenieur. Zuerst verkauften wir mithilfe eines Newsletters, den wir an Freunde versendeten die ersten Biere in Flaschen. Hier ist alles Handarbeit.“ Der Newsletter wurde rasch erfolgreich. Die Abnehmerzahl wuchs, es wurde in eine neue Brauanlage mit 150 Liter Fassungsvermögen investiert.

Was ist der Rampenverkauf?

„Wir sind vier Freunde, sie einmal im Monat Bier brauen. Immer am 1. und 3. Montag im Monat ist ab 17 Uhr der Rampenverkauf geöffnet. Das Craftbier wird in 0,33 l Flaschen abgefüllt und verkauft.“

„Wer eine Party feiert, kann auch ein Fass kaufen, Gläser und Anlage können geliehen werden. Aber bitte vorbestellen bei uns.“ wirft Christoph ein und zeigt mir die Fässer im Lager.

„Wenn größere Events anstehen, kann mehr gebraut werden. Dafür kooperieren wir mir mit dem Brauhaus Radebeul. In der großen Sudpfanne wird aktuell unsere Hafenkante gebraut.“

Welche Bierstile braut ihr?

„Das beliebteste Bier bei den Sachsen ist das Pils. Aber ein klassisches Pils war nicht unsere erste Wahl im Braukollektiv. Wir entschieden uns bewusst für andere Sorten, die uns am besten schmecken.“

„Die urbanowicz-Dauerbrenner sind das hopfige Pale Ale Hafenkante und das mildere Red Ale Red Smaragd. Diese zwei Sorten werden immer angeboten und regelmäßig gebraut“, erklärt mir Philip.

Abfüllen von Hand Foto: A. Lentwojt
Abfüllanlage

„Damit es nicht langweilig wird, wechseln wir saisonal das Angebot: Weizen, Bock, Stout, Lager und im Sommer ein Himbeerhafen, dabei handelt es sich um ein Fruchtbier. Das kam echt gut an! Das machen wir wieder.“ bejahen alle.

Hobbybrauer feilen gern an ihren Rezepten und probieren neue Biere aus, seid ihr experimentierfreudig?

„Es sollen immer trinkbare Biere sein, von denen man drei bis fünf Kannen an einem Abend trinken kann“, wirft Jörg ein.

Tim: „Bis auf die Fruchtbiere sind die meisten Biere nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut.“

Wer hat das Logo entworfen?

Tim: „Das Logo zeigt das alte Speichergebäude im Alberthafen, wo unsere Brauerei angefangen hat. Weil das Gebäude saniert werden soll, sind wir umgezogen, in die kleinen Häuschen nebenan.“

„Jetzt glaubt uns jeder, dass wir eine Mikrobrauerei sind“, ruft Christoph dazwischen. Alle lachen.

„Die Idee entstand in Zusammenarbeit mit Ina Weise vom KONGLOMERAT, die im Kreativzentrum auf dem Jagdweg arbeitet. Regional arbeiten ist uns wichtig“

logo brauerei urbanowicz
Logo Brauerei urbanowicz Foto: A. Lentwojt

Woher kommen die Rohstoffe?

„Den sächsischen Hobbybrauer:innen wird es nicht leicht gemacht, regional zu arbeiten. Obwohl Hopfen und Gerste in der Region angebaut werden, scheitern wir an den Vertriebsstrukturen. Bisher bezogen wir unser Malz aus Heidenau, doch dort wurde der säckeweise Verkauf abgeschafft und einen Vierzigtonner benötigen wir nicht. Das betrifft viele kleine Brauereien. Auch der Elbe-Saale Hopfen ist auf Großhandel ausgelegt. Wir beziehen daher unsere Rohstoffe aus Bayern, obwohl wir lieber die Quellen vor der Haustür nutzen würden. Nachhaltige Produktion ist uns wichtig. Für 2023 planen wir eine eigene Solaranlage und möchten unser Bier mit Sonnenenergie brauen.“

Was ist Craftbier?

Der Unterschied zwischen Craftbier und industriell hergestellter Massenware ist nicht besonders groß: Die Grundzutaten sind bei beiden Arten die gleichen, nur legen die Craftbier-Produzenten großen Wert auf hochwertige und außergewöhnlich aromatische Hopfensorten und spezielle Hefen, wohingegen die Produktion herkömmlicher Biere vor allem darauf ausgerichtet ist, geschmacklich gleichbleibende, preiswerte und mehrheitsfähige Produkte herzustellen.

Wo kann man das urbanowicz-Bier kaufen?

„Die Brauerei findet ihr auf der Magdeburger Str. 58, 01067 Dresden. Rampenverkauf ist immer am 1. und 3. Montag im Monat von 17:30-19:30 Uhr. Wer außerhalb der Rampenverkaufszeiten dringend Bier braucht, kann uns per Instagram oder Facebook erreichen.“

„In der Friedrichstadt könnt ihr unser Bier in der Rösslstube auf der Friedrichstraße oder in der Kneipe Stadt Riesa an der Adlergasse kosten. In der Rösslstube feiern wir jährlich unser Brauereifest. Schließlich sind wir die älteste Hafenbrauerei Dresdens, da gehört ein zünftiges Brauereifest dazu.“ führt Tim aus und zwinkert dabei.

„Eine weitere Kooperationen besteht mit dem Craftbiershop auf der Görlitzer Straße in der Neustadt.“

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