Der Richtplatz Rabenstein

Gestern veröffentlichte das friese-Journal eine erfundene Gruselgeschichte vom Rabenstein. Doch den gab es wirklich.

Straßenschild Ehrlichstraße

Vor den Toren Dresdens, genauer gesagt am Wilsdruffer Tor, befand sich eine der bekanntesten Hinrichtungsstätten der Stadt: der Rabenstein. Dieser Platz, mitten in der heutigen Wilsdruffer Vorstadt, erzählt eine düstere Geschichte der Strafjustiz. Mit seinem charakteristischen Galgen und dem erhöhten Podest diente der Rabenstein über Jahrhunderte als zentrale Bühne für öffentliche Hinrichtungen – und damit für ein Ereignis, das die Menschen damals in Scharen anzog.

Was war der Rabenstein?

Namensgeber für den Rabenstein war das Phänomen, dass Raben und andere Aasvögel regelmäßig um Hinrichtungsstätten kreisten. Dieser spezielle Typ Richtplatz bestand aus einer gepflasterten oder gemauerten Plattform mit einer kleinen Treppe. Seit mindestens 1409 stand auf diesem Podest ein Galgen, der die Aufmerksamkeit von Zuschauern und Schaulustigen aus der gesamten Umgebung auf sich zog.

Stadtplan von 1685 mit dem Rabenstein
Die Richtstätte Rabenstein auf einem Stadtplan von 1685

Zur damaligen Zeit war der Rabenstein nicht nur eine Strafstätte, sondern auch ein Volksfestort: Öffentliche Hinrichtungen waren ein gesellschaftliches Ereignis, das die Menschen faszinierte. Die Sensationslust der Bevölkerung machte solche Anlässe zu einem regelrechten Spektakel.

Geschichte der Hinrichtungen am Rabenstein

Ab dem Mittelalter wurden auf dem Rabenstein Todesurteile vollstreckt, doch erst im 18. Jahrhundert endete das „Henkershandwerk“ an diesem Ort. Die letzte dokumentierte Hinrichtung war eine Enthauptung im Jahr 1724.

Bekannte Hingerichtete sind Johann von Güllenstein, ein schwedischer Oberstleutnant, der 1724 wegen Menschenraubs und Mordes auf dem Rabenstein enthauptet wurde. Seine Anklage: Er soll die Großmutter seiner Tochter ermordet haben und einen Entführungsversuch unternommen haben. Ein weiteres bekanntes Opfer der damaligen Hexenprozesse war Heidine Wiedemann, die als „kluge Frau“ im Hexenprozess gegen Sophia von Taubenheim als Komplizin verurteilt und 1585 verbrannt wurde.

Atlas zur Geschichte Dresdens 1740 Tafel 21 – Rabenstein

Verfall und Umbenennung des Rabensteins

Nach der letzten Hinrichtung begann die Natur, sich den Richtplatz zurückzuerobern. Gras und Sträucher überwucherten das Gelände, das bald ein ruhiger und ungenutzter Platz wurde. Erst 1736 begann die Bebauung, doch der Name „Am Rabenstein“ wurde zur Last für die Bewohner:innen. Der schlechte Ruf der Adresse erschwerte die Hausverkäufe, bis die Anwohner:innen 1736 die Stadt erfolgreich um eine Namensänderung baten. Der Platz wurde schließlich in „Stiftsplatz“ umbenannt, inspiriert von der 1740 gegründeten Stiftung des Kaufmanns Johann Georg Ehrlich.

Heute ein verfallenes Gebäude neben dem Els-Fenske-Heim
Heute ein verfallenes Gebäude neben dem Elsa-Fenske-Heim

1830 wurde der Rabenstein endgültig abgetragen, und mit ihm verschwand ein Stück düstere Geschichte aus dem Dresdner Stadtbild.

Verschiegener Garten am ehemaligen Richtplatz Rabenstein. heute Alfred-Althus-Straße und freiberger Straße
Brannten hier einst die Scheiterhaufen?

Heute befindet sich heute ein verschwiegener Garten an der ehemaligen Stelle der Gräueltaten. Die Richtstätte befindet sich zwischen Freiberger Straße, Alfred-Althus-Straße und Ermischstraße.

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