Mit schwerem Gerät, technischer Raffinesse und jeder Menge Tiefbau-Know-how entsteht an der Nossener Brücke bis Herbst 2026 ein 280 Meter langer Versorgungstunnel, der bald die lebenswichtigen Adern für Strom, Fernwärme und Telekommunikation beherbergen wird.

Der Startschuss unter Tage
Bereits im Sommer 2024 hat SachsenEnergie mit den vorbereitenden Maßnahmen begonnen. Aktuell wird eine gigantische, 20 Meter tiefe und bis ins Festgestein reichende Schachtöffnung direkt hinter dem Heizkraftwerk ausgehoben – eine zylindrische Baugrube mit 14 Metern Durchmesser, die einem Koloss aus Beton und Stahl Platz machen wird. Mehr als 5.800 Tonnen Erdreich und massiver Gesteinsbrocken werden hier abgetragen.
Diese Grube ist das Herzstück des sogenannten „Mediendükers“, einer unterirdischen Lebensader, die parallel zur bestehenden Brücke verläuft und sich bis zur Zwickauer Straße unter den Gleisen hindurchzieht.

Tunnelbohrer im Anmarsch – ein Monster aus Stahl
Im Juli wird die Szene spektakulär: Eine 100-Tonnen schwere Tunnelbohrmaschine – ein wahres Ungetüm mit rotierendem Schneidrad von vier Metern Durchmesser – wird in die Baugrube eingebracht. Mit hydraulischer Urgewalt wird sie sich Zentimeter für Zentimeter durch das Erdreich schrauben. Dabei entsteht ein geradliniger Tunnel mit sanfter Neigung von 0,8 Prozent, der sich durch nichts aus dem Gleichgewicht bringen lässt.
Während sich die Maschine vorarbeitet, presst sie gleichzeitig Stahlbetonringe in den frisch gebohrten Tunnel – eine clevere Symbiose aus Vortrieb und Stabilisierung. Am Ende entsteht ein begehbarer Hohlraum mit drei Metern Innenhöhe, bereit, die Versorgung Dresdens auf ein neues Niveau zu heben.
Nachtschicht für die Zukunft
Um dem ambitionierten Zeitplan gerecht zu werden, wird bis Ende Mai auch außerhalb üblicher Arbeitszeiten gewerkelt – Nächte und Wochenenden eingeschlossen. Die Bauarbeiten sollen reibungslos voranschreiten, denn der Versorgungstunnel ist essenzieller Bestandteil der städtebaulichen Neugestaltung rund um die Campuslinie.
Die Nossener Brücke wird künftig erheblich breiter ausfallen – für oberirdisch verlegte Leitungen ist dann kein Raum mehr. Der neue Tunnel schafft Abhilfe, indem er die bisherigen Infrastrukturen unter die Erde verlegt und mit den bestehenden Netzen verknüpft.

Ein Projekt mit Weitblick
Am gegenüberliegenden Tunnelende an der Zwickauer Straße wächst zeitgleich eine zweite Baugrube – der Startpunkt für den Anschluss an das bestehende Netz. Beide Tunnelenden werden am Ende durch den Mediendüker verbunden – ein technisches Rückgrat für eine zukunftssichere Energie- und Kommunikationsversorgung.
Rund 17 Millionen Euro fließen in dieses hochkomplexe Unterfangen – finanziert im Rahmen des Stadtbahnprojekts „Campuslinie“.