Konzertreihe Bach_in_the_City 2025 | Fr, 17.10.2025 | 19:00 Uhr | Busmannkapelle
Bei „Bach_in_the_City“ geht’s nicht einfach um ein Konzert – es ist ein Klangabenteuer zwischen Jahrhunderten. Stell dir vor, das filigrane Cembalo eines Barockmeisters trifft auf das glitzernde Vibraphon eines Jazzmusikers.

Es ist, als öffne sich eine Zeitfalte mitten im Klangraum der Gegenwart: Wenn der Dresdner Jazzmusiker Andreas „Scotty“ Böttcher und der Neustädter Organist Jan Katzschke ihre Instrumente sprechen lassen, geraten Jahrhunderte in Bewegung. Der Dialog zwischen Cembalo und Vibraphon gleicht einem musikalischen Schimmer, in dem Barock und Moderne miteinander tanzen – nicht als Gegensätze, sondern als zwei Stimmen derselben Sehnsucht: der nach Ausdruck, Freiheit und Resonanz.
Klangräume zwischen Jahrhunderten
Katzschke, tief verwurzelt in der Kunst des Barock, ziseliert seine Töne mit der Präzision eines Goldschmieds. Sein Cembalo klingt wie ein fein graviertes Schmuckstück, in dem sich das Licht vergangener Epochen spiegelt. Böttcher dagegen, stets bereit, Grenzen zu verflüssigen, entfacht auf dem Vibraphon einen Strom spontaner Ideen – schillernd, flüchtig, vibrierend wie Morgentau auf Metall.
Was bei beiden entsteht, ist kein Widerspruch, sondern eine wechselseitige Befruchtung: Alte Formen begegnen freien Improvisationen, und das Publikum erlebt, wie sich Klanggeschichte in Echtzeit verwandelt.
„Improvisation ist ein Abenteuer“
„Improvisation ist für mich wie das erste Betreten eines alten, überwucherten Gartens“, beschreibt Böttcher seinen Zugang zum Moment. „Es gibt keinen Plan, keine Sicherungsleine. Alles entsteht im Jetzt – Komposition und Interpretation fallen in eins. Ich höre auf den Raum, auf das Publikum, auf den Atem zwischen den Tönen. Improvisation ist Kommunikation – mit der Atmosphäre, mit der eigenen Erinnerung, mit der Vision, was Musik sein kann.“
Im Zusammenspiel mit den Kompositionen Bachs oder Couperins verschwimmen die Konturen der Zeit: Ist das gerade eine Variation aus dem 18. Jahrhundert oder ein vibrierender Gedanke von heute? Das Ohr verliert die Orientierung – und gewinnt dabei Weite.
Zwei Virtuosen, zwei Welten – ein gemeinsamer Puls
Schon als Jugendlicher war Katzschke vom barocken Klanguniversum fasziniert. Heute zählt er zu den prägenden Köpfen der Dresdner Musikszene – Organist, Cembalist, Dirigent. Seine Konzerte führen ihn international auf bedeutende Bühnen, seine Einspielungen sind vielfach ausgezeichnet. Und wenn er nicht gerade konzertiert, leitet er in der Neustadt den Kammerchor Neustädter Land und die Stadtkantorei an der Liebfrauenkirche – stets mit jener Mischung aus Präzision und Leidenschaft, die seine Musik so unmittelbar macht.
Andreas „Scotty“ Böttcher dagegen entstammt der Welt des Jazz. Nach seinem Studium von Jazzpiano und Komposition fand er seine eigentliche Bestimmung in der freien Improvisation – jener Kunstform, die aus dem Moment schöpft. Ob Vibraphon, elektronische Klangskulpturen oder akustische Experimente: Böttcher bewegt sich mühelos durch Klangwelten, als würden sie ihn magnetisch anziehen. Seine Zusammenarbeit mit internationalen Jazzgrößen und die Vielzahl seiner Aufnahmen zeugen von einer kreativen Rastlosigkeit, die stets Neues hervorbringt.
Barock trifft Gegenwart – eine Reise durch Zeit und Klang
Wenn sich Cembalo und Vibraphon in der Busmannkapelle begegnen, verwandelt sich der Raum in ein klingendes Experiment: Vergangenheit atmet Gegenwart, Tradition verschmilzt mit Freiheit. Das Publikum wird Zeuge eines musikalischen Gesprächs, das weit über Noten und Stile hinausreicht – hinein in jene Sphäre, wo Musik zum Dialog über Zeit, Vergänglichkeit und Inspiration wird.
Die Konzertreihe BACH IN THE CITY 2025, initiiert von Kultur in Bewegung e.V. und gefördert durch die Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz, öffnet genau solche Räume: für Begegnungen, die man nicht planen kann – nur erleben.
Und vielleicht ist das die Magie dieser Abende: dass Barock und Jazz nicht gegeneinanderstehen, sondern sich – wie zwei Spiegel – gegenseitig zum Leuchten bringen. Kurz gesagt: Wenn du Lust hast auf Musik, die Grenzen sprengt und dich gleichzeitig erdet, dann ist dieser Abend ein Volltreffer.