Ausgezeichnet – aber bitte mit Vorsicht!

Es fing ganz harmlos an. Eine E-Mail flatterte ins Postfach für das friese‑Journal. Freundlich, professionell, mit Auszeichnungsglanz: Wir seien nominiert für den Preis „Unternehmen der Zukunft“ – wow! Kurz Stolz. Dann Neugier. Und schließlich Skepsis.

Denn was wie eine echte Ehrung wirkte, entpuppte sich als PR-Masche mit Preisetikett: Erst die „Selbstauskunft“, dann das kostenpflichtige Angebot für ein schickes Siegel und Marketingpaket. Kein echter Preis. Kein Juryverfahren. Kein Mehrwert – außer für die, die daran verdienen.

Leider fallen viele Unternehmen in Dresden, Sachsen und ganz Deutschland genau auf solche scheinbar harmlosen Auszeichnungen rein. Warum das so oft passiert, woran du solche Angebote erkennst und wie du dich schützt – darum geht’s in diesem Artikel.

Vorsicht vor PR-Awards: Was mit friese‑Journal passiert ist

Neulich wurde das friese‑Journal in eine skurrile PR‑Masche hineingezogen. Wir wurden nominiert für eine private „Auszeichnung“ namens „Unternehmen der Zukunft“ in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Innovationsinstitut (diind). Klingt erstmal klasse, ist aber eher großer PR‑Zirkus mit verstecktem Marketing‑Ziel.

Das steckt wirklich dahinter: Marketing

Wie läuft die Masche?

Was wie eine echte Ehrung wirkte, entpuppte sich als PR-Masche mit Preisetikett: Erst die „Selbstauskunft“, dann das kostenpflichtige Angebot für ein schickes Siegel und Marketingpaket. Und so funktioniert es:

E-Mail-Ausschnitt der Marketingpost
So sah unsere E-mail aus
  1. Du bekommst eine offizielle Nominierung – klingt nobel, kommt aber nicht von einem echten Institut.
  2. Selbstauskunft ausfüllen – und zack, schon bist du auf dem Radar für Sponsoring‑Pakete, Siegel‑Käufe oder Werbung im Netz. Wir sollten 12 Fragen zu Innovationen und den Erfolgsaussichten beantworten.
  3. Ehrenpreise gegen Bezahlung – „kostenfreies“ Tagesticket für ganz geiles Event – natürlich mit dem Hinweis: „Alle ausgezeichneten Unternehmen willkommen!“
  4. Danach geht’s ans Eingemachte: Angebote für PR‑Pakete, teure Siegel oder Einträge im Magazin – und schwupps bist du im Bezahl-Modell.

Warum es so gut funktioniert

Leider fallen viele Unternehmen in Dresden, Sachsen und ganz Deutschland genau auf solche scheinbar harmlosen Auszeichnungen rein. Ein Hochglanzsiegel, modernes Design, mit schwarz rot gold im Logo verleiht es der Seite Seriosität. Bei uns leuteten sofort die Alarmglocken und der Humbuck war leicht zu durchschauen. Das ist aber nicht immer so. Denn die Masche funktioniert so:

  • Seriöser Schein: Name klingt solide, Nominierung wirkt unabhängig.
  • Lockmittel: Wer würde ein gratis Ticket zum Big Bang KI Festival in Berlin ablehnen?
  • Druck erzeugen: „Ausgewählte Gruppe Ihrer Branche“ – wer will da schon außen vor bleiben?
  • Angst vor verpasster Gelegenheit: Was, wenn’s wirklich relevant wirkt und das nächste große Ding ist?
Ein Hochglanzsiegel, modernes Design, mit schwarz rot gold im Logo verleiht es der Seite Seriosität.

Wie verbreitet ist das?

In Sachsen sind solche Maschen alles andere als selten – auch wenn konkrete Zahlen für Firmen seltener publiziert werden als bei häufigeren Betrugsformen, etwa Fake‑Gewinnbenachrichtigungen.

  • Im Jahr 2023 dokumentierte die Polizei insgesamt 764 Fälle von Gewinnversprechen‑Betrug in Sachsen – mit 124 Vollendungen und einem Schaden von über 610.000 €
  • Die Statistik zeigt, bei Privatpersonen trifft es Ältere besonders – aber auch bei Firmen läuft die Masche nach dem gleichen Muster. Irgendwas strahlt Seriosität aus, und zack, wirst du in ein Verkaufsgespräch gelockt.

Für Unternehmen in Dresden gibt es keine leicht zugängliche, offizielle Statistik – aber Recherchen zeigen: fast jedes zweite kleine bis mittlere Unternehmen (KMU) ist schon mal mit ähnlichen Marketing‑Awards konfrontiert worden. Meist mit der gleichen Masche: Nominierung, Selbstauskunft, danach Kauf‑E-Mails fürs Marketing‑Paket. Nur der Name ändert sich – die Masche bleibt.

Tipps für Unternehmen: So fällst du nicht rein

Kurzcheck: Ist das wirklich ein Preis – oder nur teure PR?

  • 1. Wer steckt dahinter? Klingt seriös? Dann google den Absender – ist es ein öffentlich-rechtliches Institut, ein Fachverband oder doch nur ein privates PR-Netzwerk?
  • 2. Ist irgendwo von Kosten die Rede? Kommt nach der „Nominierung“ ein Angebot für ein Siegel, ein Werbepaket oder einen Auftritt im Magazin? Dann ist’s keine Auszeichnung, sondern ein Geschäftsmodell.
  • 3. Wirst du plötzlich gedrängt? „Nur noch bis Freitag!“, „Limitierte Plätze!“, „Jetzt zurückmelden!“ – das ist klassischer Verkaufsdruck, nicht der Ton einer echten Preisverleihung.
  • 4. Gibt’s unabhängige Jury oder Kriterien? Echte Awards haben transparente Auswahlverfahren und Fachjurys. Marketingpreise nicht.
  • 5. Frag dich: Würde ich ohne Geld trotzdem gewinnen? Wenn du zahlen musst, um „ausgezeichnet“ zu werden – dann wirst du nicht wirklich ausgezeichnet. Punkt.

Fazit

Im Zweifel: Finger weg! Was mit dem friese‑Journal passierte, ist ein schönes Beispiel dafür, wie gut diese PR‑Awards verpackt sind: offiziell, attraktiv, scheinbar unabhängig – aber letztlich Marketing-Maschen mit Geschäftsinteresse.
Unternehmen sollten also genau hingucken – oder noch besser: lieber auf ernsthafte, öffentlich bekannte Auszeichnungen setzen.

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