Nun ist es schon 10 Jahre her, das Hochwasser von 2013.
Mit den Gedanken an die verherenden Überschwemmungen im Jahr 2002 hatte viele Friedrichstädter:innen schlimme Bilder im Kopf.
Ein ehemaliger Mitarbeiter des Kinder- und Jugendtreffs auf der Adlergasse berichtet.
„Hallo Ralph, du warst damals als Freiwilliger in der MAF (Mobilen Arbeit Friedrichstadt) erzähl doch bitte mal.“
„Nach den Schäden des Hochwassers im August 2002 am Haus Adlergasse 2 und den umliegenden Freigeländen, waren wir als Mitarbeiter:innen gewarnt. Zwar wussten wir, dass an der Weißeritzstraße ein neues Fluttor gebaut worden war, aber ob es halten würde und wie hoch die Pegelstände steigen würden konnte uns niemand sagen. Eine digitale Hochwasserkarte für die Stadt gab es auch noch nicht.“
„Wie habt ihr reagiert?“
„Ende Mai und Anfang Juni 2013 hatte es überdurchschnittlich viel gerregnet. Ein Kollege der jeden Tag auf seinem Arbeitsweg die Marienbrücke überquerte, berichtete am Donnerstag (6.Juni 2013), dass auf der Eisenbahnbrücke neben der Marienbrücke mehrere schwere Diesellokomotiven stehen.
Die sogenanntan „Ludmillas“ beschwerten die Strompfeiler der Brücke, wie auch schon zum Hochwasser 2002.“
„Und dann?“
„Wir haben schon vorher immer einem Blick auf die Pegelstände und Prognosen geworfen, besonders als die Fluttore aufgebaut waren. Nach dem Bericht über die Loks beschlossen wir die Einrichtung zuschließen und umzuräumen. Kollege Thomas war 2002 schon mit dabei und hatte oft über das Hochwasser damals berichtet. Alle wichtigen Gegenstände (Werkzeug, Technik, Instrumente) mussten aus dem Keller heraus. Die Hochwassermarke am Haus gegenüber gab uns die Richtlinie um alles innerhalb der Treffräume in einer sicheren Höhe zu lagern.
„Die Materialien aus den Werkstätten und Garagen, was wurde damit?“
Alles hochlagern war die Devise. Wir schafften alles Wichtige und Wasserempfindliche aus den Garagen, entweder in den Treffraum, ins Treppenhaus, oder einfach auf das Dach der Garagen“
„Wie viele Kolleg:innen waren bei dieser Aktion dabei?“
„Wir waren zu Fünft. Die Keller und Garagen, waren gut gefüllt und es war schwülwarm und wir schwitzen aus allen Poren, ein ganz persönliches Hochwasser. Unser besonderes Augenmerk richteten wir, die ganze Zeit über, auf eine Ablaufklappe im Kellerfußboden, dringt schon Wasser ein, oder haben wir noch Zeit?“
„Wie lange hat die ganze Aktion gedauert?“
„Ach ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, daß wir bis nach Einbruch der Dunkelheit Zeug durch die Gegend getragen haben und am Ende echt platt waren. „
„Die Kinder und Jugendlichen, wie gingen diese mit der Situation um?“
„Na sie waren anfangs schon sauer, dass wir zu hatten. Miträumen wollten sie auch nicht. Sie sahen die Schließung aber letztendlich ein. So begannen sie im Ostragehege an der Elbe zuspielen und uns mit Nachrichten vom Stand am Fluttor zuversorgen. Sie sahen, glaub ich, darin ein Abenteuer“
„Was haben die Nachbar:innen gemacht?“
„Oh, die waren auch ganz schön vorsichtig, sie legten Sandsäcke vor die Türen und Kellerfenster, sogar auf dem Vorplatz der Bahnhof Mitte waren Sandsäcke gegen ein eventuelles Hochwasser gestapelt. Ich glaube manche Nachbar:innen hatten nach 2002 noch immer Sandsäcke im Keller und holten diese jetzt wieder raus.“
„Das ganze ist ja nun schon 10 Jahre her, wie blickst du auf deine Zeit in der MAF zurück und was machst du jetzt?“
„Ja lange her, wir hatten Glück mit diesem Hochwasser und alles ging, bis auf einen Muskelkater nach den Zurückräumen, gut aus. Es waren sehr schöne Monate mit den Kolleg:innen und den Besucher:innen der MAF. Durch meine Zeit in der Friedrichstadt verstärkte sich mein Wunsch selbst Pädagoge zu werden. Ich begann mit einem Studium der Sozialen Arbeit. Heute bin ich selbst in der Jugendarbeit tätig und freuen mich immer die „alten“ Kolleg:innen aus der Friedrichstadt zu sehen oder von ihnen und der MAF zuhören. Wir begegnen uns in Fachgremien oder einfach so im Alltag auf der Straße. Neulich bin ich sogar mal die Adlergasse langgelaufen und bin erschrocken, wie sich alles verändert hat. Da kam ein starker Schwall Emotionen und Wehmut auf, aber die schönen Erinnerungen an die Zeit in der Friedrichstadt bleiben.“
„Danke und schön, daß du dir Zeit für das Gespräch mit Friese-Journal genommen hast.“
Das Gespräch führte Fr.Riese, alle Bilder sind aus dem MAF-Archiv.
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