Tschechisch-Deutsche Kulturtage heißen ja immer ein wenig Grenzgängerei. Diesmal geht es im Konzertkeller des riesa efau ziemlich direkt über die Elbe und noch weiter bis nach Prag. Die Reihe Get your head perfumed ist hier unten längst Stammgast, und wer schon öfter da war, weiß, wie sich der Raum verwandelt. Es ist kaum 19.30 Uhr, aber die ersten Gitarren schweben wie eine salzige Brise durch den dunklen Backsteinbogen.
The Surfing Turtles – Wellenreiten im Keller
The Surfing Turtles aus Prag sind kein leiser Einstieg. Drei Musiker, viel Hall, viel Twang, null Zurückhaltung. Der Sound wirkt, als hätte jemand den Pazifik in den Keller gegossen. Zwischen eigenem Material tauchen immer wieder kleine Zeitreisen auf. Sie liefern eine Hommage an die goldene Ära des Surfrock, mit legendären Coverversionen wie „Jack the Ripper“ (Link Wray), „Baja“ (The Chantays), „Penetration“ (The Pyramids) oder „Mr. Moto“ (The Bel-Airs). Die Tanzfläche ist in Bewegung, bevor irgendwer überhaupt ein Bier austrinkt.

Miners – ein bisschen dreckiger, ein bisschen dunkler
Aus Freiberg kommen die Miners, ein Powertrio mit staubigen Verstärkern und viel Blues im Tank. Der Garagerock hat Kratzer, Ecken und trotzdem ordentlich Ohrwurm. Colour My Days oder Out In The Rain erzählen von grauen Tagen, aber ohne sich darin zu verlieren. Und dann dieser Verweis auf die Helden des DIY-Rock, Dead Moon. Die Cover wirkten wie ein Gruß an alle, die schon mal in miefigen Proberäumen an ihre eigene Band geglaubt haben.

DJ Cramér – Vinyl statt Laptop
Wer hier schon länger wohnt, kennt DJ Cramér. An den Plattentellern sorgt er für die perfekte Mischung aus Rock’n’Roll, Soul, Garage, Sixties, Indie und Bluespunk
Im Sommer 2025 erschien zudem der dritte Teil seiner gefeierten Wildblumenblues-Samplerreihe auf Head Perfume Records. Beide heute auftretenden Bands sind darauf vertreten. Musikalisch vereint in einem wilden Mix aus Nostalgie, Gegenwart und Zukunft des Garage-Sounds.

Ein Abend für die Nachbarschaft
Der Keller wird warm, die Stimmung wild und ehrlich. Kein großes Brimborium, dafür schwitzende Gitarren, laute Drums, verschwommene Frisuren und Menschen, die sich nach Monaten mal wieder auf der Tanzfläche getroffen haben. Prag, Freiberg, Dresden – plötzlich klingt alles, als würde es seit Jahren zusammengehören.
Wann und Wo?
Konzertkeller des riesa efau, Adlergasse 14
Freitag, 7. November 2025, 19:30 Uhr
