Klimaschutz in Dresden – Wo stehen wir, wo wollen wir hin?

Dresden hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt: Bis 2035 soll die Stadt klimaneutral sein. Doch die aktuelle Treibhausgasbilanz zeigt einen anderen Trend. Seit 2020 sind die Emissionen um 360.000 Tonnen gestiegen, vor allem im Verkehr und in der Wirtschaft. Trotz vieler Initiativen scheint der Fortschritt zu stocken – woran liegt das?

Smart City Dresden – Digitalisierung als Klimaretter?

Ein vielversprechender Ansatz ist das Smart City-Projekt. Dresden testet bis 2026 neun Modellprojekte in Friedrichstadt, Johannstadt und Prohlis. Die Idee: Digitalisierung soll helfen, nachhaltige und sozial gerechte Stadtteile zu entwickeln. Eine der Maßnahmen ist die App „Cleema“, die Bürger:innen zu nachhaltigem Verhalten motiviert.

Was beeinflusst die Fahrzeit der Dresdner Straßenbahn?
Was beeinflusst die Fahrzeit der Dresdner Straßenbahn? Quelle: DVB AG

Auch ein intelligentes Verkehrsmanagementsystem wird angewendet, um Emissionen zu senken. Straßenbahnen der DVB fahren optimiert, dank COSEL. Das seit 2012 gemeinsam mit der TU Dresden entwickelte System sorgt ab sofort dafür, dass Bahnen pünktlicher und schneller unterwegs sind. Der Bordcomputer berechnet live, ob der Fahrer schneller oder langsamer fahren sollte, um an der nächsten Ampel freie Fahrt zu haben. Ziel ist es, unnötige Halte zu vermeiden. Die DVB spart damit 1,9 Gigawattstungen Energie pro Jahr. COSEL steht für Computer-Optimised Speed control for Energy-efficient Light-rails.

Krankenhaus Friedrichstadt Photovoltaikanlagen
Photovoltaikanlagen Krankenhaus Friedrichstadt

Was passiert in der Friedrichstadt?

Photovoltaik-Anlagen am Städtischen Klinikum Dresden

Das Städtische Klinikum Dresden hat auf den Dächern von elf Klinikgebäuden, darunter auch am Standort Friedrichstadt, über 3.000 m² Photovoltaikmodule installiert.

Der Themenstadtplan Dresden zeigt uns das Solarpotential unserer Dachflächen.

Diese Anlagen haben eine maximale Leistung von 700 Kilowatt und ermöglichen die Einsparung von über 300 Tonnen CO₂ pro Jahr. Der erzeugte Strom wird vollständig intern genutzt, was sowohl den ökologischen Fußabdruck des Klinikums reduziert als auch Kosten einspart

Neues Wohnquartier am ehemaligen Ostravorwerk

Auf dem historischen Areal des ehemaligen Ostravorwerks entsteht ein neues Wohnquartier. Geplant sind sieben neue Wohnhäuser und die Sanierung von zwei denkmalgeschützten Gebäuden, insgesamt mit 322 Wohnungen. Das Projekt legt Wert auf nachhaltiges Wohnen mit viel Grün und moderner Planung, was zur Reduzierung von CO₂-Emissionen beiträgt. Was davon tatsächlich umgesetzt wird, werden wir nach der Fertigstellung sehen.

Umweltzentrum Dresden

Das Umweltzentrum Dresden, gelegen in der Wilsdruffer Vorstadt nahe der Friedrichstadt, beherbergt seit 1994 zahlreiche Umweltinitiativen und -vereine. Es dient als Plattform für Projekte im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit und fördert den Austausch zwischen verschiedenen Akteuren. Zudem bietet es Umweltbildungsprogramme für Kinder und Jugendliche an.

Wiederverwendung von Baustoffen beim Neubau Wohnquartier Schützengarten

Noch immer wird am Umfeld des Wohnquartiers Schützengarten gebaut. Beim Neubau der Häuser setzte der Bauher auf Wiederverwendung von rund 4.300 Tonnen Betonteilen aus dem Abriss der ehemaligen Bürogebäude der 1980er Jahre. Diese wurden für die Verfüllung der Baugruben und den Straßenbau genutzt, was den Ressourcenverbrauch reduzierte und Abfall vermied. Außerdem wurden 80 Prozent der Dachflächen mit Photovoltaikanlagen bestückt. Darüber hinaus wurden in den Tiefgaragen über 50 E-Ladestationen für Elektrofahrzeuge eingerichtet, um die Nutzung umweltfreundlicher Mobilität zu fördern. Zusätzlich stehen mehr als 950 Fahrradstellplätze zur Verfügung, was die Nutzung des Fahrrads als klimafreundliches Verkehrsmittel unterstützt.

Wohnquartier Schützengarten, Wohnhaus
Wohnanlage Schützengarten

Doch reicht das? – Umweltverbände mahnen

Die Realität zeigt: Ohne eine konsequente Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen bleiben diese Projekte Insellösungen. Das eigentliche Problem ist, dass Dresden seit einem Jahr ein fertiges Klimaschutzkonzept hat, der Stadtrat es aber nicht beschließt. Gleichzeitig werden Kürzungen im öffentlichen Nahverkehr vorgenommen – ein Widerspruch zur angestrebten Mobilitätswende.

Die jüngst veröffentlichte Treibhausgasbilanz Dresdens für das Jahr 2022 verdeutlicht, dass Dresden den Weg in die falsche Richtung einschlägt

„Dresden ist eine dynamisch wachsende Stadt, in der Milliarden in Unternehmen investiert und tausende Arbeitsplätze geschaffen werden. Das kann und muss aber Hand in Hand mit ambitioniertem Klimaschutz gehen“ Florian Wendler, Vorsitzender des BUND Dresden

Kritik aus der Umweltbewegung

Der BUND Dresden, DresdenZero, die TU-Umweltinitiative, Health for Future Dresden und andere Umweltgruppen kritisieren diesen Stillstand scharf. Sie fordern, dass der Stadtrat das Klimaschutzkonzept endlich verabschiedet und den Klimabeirat einsetzt. Die Entscheidung darüber wird seit Monaten verschleppt. 2023 hat der Stadtrat entschieden, einen Klimabeirat einzuführen. Aber auch dessen Wahl wird immer wieder aufgeschoben. Zu allem Überfluss verschärft sich die Situation durch erhebliche Kürzungen bei Bus und Bahn, dem Fundament der Mobilitätswende. Ohne diese strukturellen Maßnahmen droht Dresden seine Klimaziele zu verfehlen. Bereits 4.000 Menschen haben eine Petition unterzeichnet, um den Druck auf die Politik zu erhöhen.

Garten der Sinne an der Magdeburger Straße
Urban Gardening Projekt „Garten der Sinne“

Was können wir als Friedrichstädter:innen tun?

Die großen Entscheidungen werden im Stadtrat gefällt – doch wir können als Stadtteil aktiv werden. Wie können wir hier in Friedrichstadt zur Klimawende beitragen? Mehr Radwege fordern, Urban Gardening fördern oder lokale Energieprojekte starten? Hast du eine Idee? Schreib uns, denn Klimaschutz geht nur gemeinsam!

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